18 April 2023

Tier-Rassismus






Nach wie vor werden Tiere unter zum Teil erbarmungswürdigen Bedingungen kreuz und quer in Europa und darüber hinaus herumgekarrt. Teilweise verletzt, aneinandergepfercht, durstend, werden sie ihrer Schlachtung zugeführt, die oft eher einer Foltertortur als einem würdigen Sterben gleichkommt. Da nützen auch EU-Vorschriften nichts, welche die Qualen mindern sollen. Da nützt es auch nichts, wenn Österreich angeblich zu jenen EU-Ländern gehört, die diesbezüglich die strengsten Vorschriften haben. Die strengsten Vorschriften? Verglichen mit wen?

Es ist ein Paradoxon, dessen wir uns als Menschen schämen müssen, wenn Hunde-, Katzen, Sittich- oder Meerschweinchenliebhaber:innen ihr tägliches Fleisch genießen ohne den geringsten Gedanken daran zu verschwenden, welche Qual, welche Angst und wieviel Tod sie sich da schmecken lassen.

Der Hund – der Freund des Menschen. Ein Satz, der Bitterkeit hervorruft angesichts des himmelschreienden Unrechts, das wir anderen Tieren antun.

Das ist Tier-Rassismus.

Alle Bemühungen für das Tierwohl werden scheitern, solange der Fleischkonsum in der derzeitigen Form anhält. Denn niemand kann mit artgerechter Tierhaltung und würdigem Sterben der Tiere diese Gier nach Fleisch befriedigen.

Dieser Gier wird noch dazu die eigene Gesundheit inklusive Verschärfung der Klimakrise untergeordnet.


15 April 2023

Kipppunkte der positiven Art


Dieses Bild zeigt den Ausschnitt einer Präsentation der Klimawissenschaftlerin Helga Kromp-Kolb. Hier wird ein Kipppunkt erklärt. Wird er erreicht, kann die fortschreitende Erderhitzung bis zum Untergang der Menschheit durch keine noch so wirksamen Maßnahmen mehr aufgehalten werden. 
Taut beispielsweise der Permafrostboden infolge der Erderhitzung auf, werden große Mengen an Methangas freigesetzt. Das wiederum ist ein Treibhausgas, welches die Erderhitzung weiter beschleunigt, was noch mehr Permafrost zum Tauen bringt, usw. Dadurch schmilzt auch vermehrt arktisches Meereis. Der dann hervortretende Ozean absorbiert Wärme und beschleunigt nochmal die Erhitzung. Schaukeln sich diese verschiedenen Einflüsse gegenseitig auf, wird es zu einem sich selbst verstärkenden Vorgang, der nicht mehr gestoppt werden kann.

Es gibt aber auch Kipppunkte der positiven Art. Sie sind unsere Hoffnung.

Eine Videoaufnahme des Musikfestivals Sasquatch im Mai 2009. Es zeigt einen jungen Mann, der, nur mit einer kurzen Hose bekleidet, selbstversunken vor sich hin tanzt. Alle anderen sitzen oder liegen im Gras und schauen müde in die Landschaft. Es scheint sich gerade um eine ruhige Phase zu handeln. Nach einiger Zeit gesellt sich ein zweiter Mann hinzu, der noch unkonventioneller tanzt. Als schließlich noch ein Mann dazu kommt, wirkt das Ganze wie eine dieser Festivalszenen, bei denen man sich fragt, ob man auch schon so viel Sonne abbekommen hat wie die Leute dort. Doch dann passiert Erstaunliches. Innerhalb weniger Sekunden schließen sich den Tanzenden immer mehr Menschen an. Zuerst fünf, dann zehn, dann kann man sie nicht mehr zählen. Sie rennen, als könnten sie etwas verpassen, und gehen jubelnd in der Menge auf, die bald das ganze Kamerabild ausfüllt. Alle scheinen dabei sein zu wollen, bevor das Lied zu Ende ist. Wie magisch werden die Leute zu der Stelle gezogen, auf der nur kurz zuvor ein Mann vor sich hin tanzte. In weniger als einer Minute hat sich die Situation komplett gewandelt. Eben noch müder Haufen, plötzlich tanzende, springende, jubelnde Menge.

So beschreibt Maja Göpel, Politökonomin und Nachhaltigkeitswissenschaftlerin in ihrem Buch „Wir können auch anders – Aufbruch in die Welt von morgen“ einen Kipppunkt.

Im Jahr 1900 gab es in den Vereinigten Staaten von Amerika 8000 Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselantrieb, 20 Jahre später waren es schon mehr als acht Millionen (heute sind es fast 300 Millionen). Was das Beispiel zeigt: Bei der Einführung neuer Technologien geht es selten linear zu. 

Erst passiert sehr lange sehr wenig, dann ganz schnell ganz viel. Die Gesetze eines Lawinenabgangs.

Ein Kipppunkt, wie ihn „Die Zeit“ beschreibt.

Kann es sein, dass sich diese Geschichte gerade mit den E-Autos wiederholt? Deren Zahl hat sich weltweit in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht. In China fährt mittlerweile jedes dritte Auto mit E-Anbtrieb. Möglicherweise hat auch hier ein Kipppunkt bereits begonnen.

Wie kam es dazu? Sicher nicht, indem man dem freien Markt das Handeln überließ. Hätte der Staat nicht mit Straßenbau und Subventionen aktiv und führend mitgemischt, wäre wohl manches anders gekommen. Genauso ist es heute mit der E-Mobilität. Förderungen, Begünstigungen und Werbung seitens des Staates sind auch hier starke Antriebe. Gut möglich, dass sie bald ähnliches bewirken wie damals bei den Verbrennern.

Kipppunkte könnte es auch im Ernährungsbereich geben. 

Vegane und Vegetarische Ernährung steigen an. Allerdings in einem Tempo, das mit freiem Auge nicht wahrnehmbar ist. Warum? Vielleicht deshalb, weil Maßnahmen fehlen. Fleisch kommt immer noch zu größten Teil aus Tierfabriken und sticht preislich jede Alternative aus artegerechter Tierhaltung locker aus. Die meisten Konsumenten lässt das kalt. 
Unerklärlich, dass so viele wie Hunde-, Katzen-, Sittich- Meerschweinchen- und Hasenhalter:innen so wenig Mitgefühl mit Kühen, Schweinen und Hühnern aufbringen.
 
Kann man eigentlich auch Tieren gegenüber von Rassismus sprechen? 

Aber zurück zum eigentlichen Thema, warum der Kipppunkt hier auf sich warten lässt. Im Unterschied zur E-Mobilität fehlen hier wirksame Maßnahmen, um die Alternativen konkurrenzfähiger zu machen. Solange frisches Biogemüse und regionale Fleischprodukte aus artgerechter Tierhaltung teuer und konventionelles Gemüse und Fleisch aus industrieller Tierhaltung billig sind, wird sich die Ernährungsweise vieler Menschen nicht ändern. Einige, weil ihre Geldbörse es nicht erlaubt, andere, weil sie ihr Geld lieber anderweitig ausgeben.

Bleiben noch die sozialen Kipppunkte. Umfragen ergeben regelmäßig, dass die weitaus meisten Menschen mit Klimaschutzmaßnahmen einverstanden sind. Etwas dafür tun, zum Beispiel weniger fliegen, weniger Autofahren, weniger Fleisch essen, wollen aber die wenigsten. Auch der Bau erneuerbarer Stromerzeugung wird fast immer von Bürgerinitiativen bekämpft, wenn er in ihrer Nähe stattfinden soll. Auch bei Wahlen werden keinesfalls jene Politiker:innen gewählt, die Klimaschutz zu ihrer Aufgabe gemacht haben. 

Das Bewusstsein, selbst etwas tun zu müssen, fehlt. Noch

Die Hoffnung besteht jedoch, dass die Aufklärungsarbeit vieler NGO´s, aber auch Teile von Regierungen (in Österreich ist es das Klimaministerium) Wirkung zeigen und einen Kipppunkt in der Gesellschaft herbeiführen.

Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn die technologischen, sozialen und gesellschaftlichen Kipppunkte müssen noch vor den ökologischen stattfinden.

Denn: 
Ein Kipppunkt ist ein sich selbst verstärkender Mechanismus. Hat er begonnen, gibt es kein Zurück mehr. Wann in der Natur solche Kipppunkte erreicht werden oder ob ein Kippelement bereits erreicht ist, ist schwer zu sagen. Kann sein, dass wir bereits in einem solchen leben.


14 April 2023

Das Märchen von den e-fuels oder "Warten auf den Kipppunkt".



Sie sind die große Hoffnung jener Unentwegten, die an die ewige Herrschaft ihrer blechernen CO2- und Feinstaub-Spender über den öffentlichen Raum glauben: e-fuels. Die Grüne Alternative, wegen der die EU auf Initiative des deutschen FDP-Chefs Lindner und mit tatkräftiger Unterstützung anderer Tiefgläubiger das Verbot von Verbrennermotoren verschoben hat.

Was sind eigentlich e-fuels? Hier eine Erklärung des deutschen Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe:

Hierbei wird der Strom erst in Wasserstoff und dann unter CO2- Zugabe in synthetische Produkte umgewandelt. Diese können direkt stofflich genutzt werden, z.B. in der chemischen Industrie, oder energetisch. Bei einer energetischen Nutzung werden sie auch als E-Fuels (=Elektrisch-gewonnene synthetische Brenn- und Kraftstoffe) bezeichnet.

Das ist also das Zaubermittel, mittels dem die Autoindustrie weiterhin ihre Verbrenner verkaufen will, von dem die Politik so schwärmt und wegen dem sie die Verkehrswende zur E-Mobilität verzögert.

Was sagt das Faunhofer-Institut weiter dazu? Lesen sie das Fazit dieser Studie:

Nach heutiger Studienlage sollte sich der Einsatz von Syntheseprodukten auf Basis von strombasiertem Wasserstoff in Deutschland auf bestimmten einzelnen Industriezweigen wie der chemischen Industrie sowie im internationalen Flug- und Schiffsverkehr fokussieren. Hier gibt es außer der Nutzung von Wasserstoff und Syntheseprodukten kaum Alternativen. Die nachgefragte Menge nach Syntheseprodukten wird dort zur Erreichung der klimapolitischen Ziele nach heutigem Kenntnisstand hoch sein. Hierfür müssen entsprechende Produktionskapazitäten sehr schnell hochgefahren werden, was eine enorme Herausforderung darstellt. Diese Syntheseprodukte werden deshalb im Vergleich zum Bedarf knapp und damit auch teuer sein. Somit ist deren Einsatz in anderen Bereichen wie bspw. dem Straßenverkehr, in denen E-Fuels auf Strombasis sehr ineffizient genutzt werden, eher kritisch zu reflektieren, weil
  • diese bis Ende der 2030er kaum in relevanten Mengen dafür verfügbar sind,
  • diese deutlich teurer als die heute schon existierenden Alternativen der direkten Stromnutzung sind und nach heutigem Kenntnisstand dies auch künftig sein werden, was E-Fuels für einkommensschwächere Schichten in Zukunft wenig attraktiv macht,
  • eine deutlich stärkere erneuerbare Stromproduktion allein für E-Fuels erfordern würde, was auch einen immensen Ausbau der dafür notwendigen Infrastruktur nach sich zieht,
  • diese zu beachtlichen ökologischen Herausforderungen führen und ihre Herstellung in Deutschland derzeit aus Klimaschutzaspekten keinen Sinn ergeben,
  • bei einer größeren staatlichen Förderung diese den Fokus auf einen Bereich lenken, in dem Klimaschutzmaßnahmen sehr teuer sind und somit Geld in anderen sinnvolleren Bereichen fehlt,
  • diese die Transformation der Automobilindustrie verzögern können und
  • bei Bürgerinnen und Bürger falsche Vorstellungen bzgl. der Mobilität der Zukunft wecken können, was aus Innovationsperspektive die Transformation des Verkehrssektors Richtung Klimaneutralität weiter verzögern kann.
Auf e-fuels für den Straßenverkehr zu warten heißt also, „warten auf Godot“…Oder anders ausgedrückt: Warten auf die Verkehrswende bis zum Kipppunkt. Aber das sagen ja nur die, die wissen wovon sie reden.

Ach ja, noch einer, der weiß, wovon er spricht: Holger Heinfellner vom Umweltbundesamt. Er hält fest, dass der Wirkungsgrad von e-fuels 14 % beträgt. Zum Unterschied zur E-Mobilität. Sie weist 81 % auf. (SN 14.4.2023)

11 April 2023

Greenwashing - alle wollen Grün sein!


Wie schön wäre es, könnten wir unbeschwert shoppen, weil es ja die Labels gibt, die uns genau sagen, was gut für die Umwelt ist oder was klimaneutral hergestellt wurde.
 
Umfragen zeigen ein wachsendes Umweltbewusstsein beim Einkaufen.
So einfach ist es leider nicht. Das VKI hat eine Gallup-Umfrage zitiert, wonach das Umweltbewusstsein der Konsumenten beim Einkauf ständig steigt. 25 % der Konsument:innen achten beim Einkauf stark auf Nachhaltigkeit, während eine Studie des Handelsverbandes ergab, dass 27 % der Unternehmen Nachhaltigkeit bereits vollkommen in ihre Strategie integriert haben.
Jedoch 88 % der Unternehmen sehen ein Engagement im Nachhaltigkeitsbereich als geschäftlich profitabel an. Diese Tatsache stellt eine Versuchung dar, sich schnell mal ein grünes Mäntelchen anzuziehen.

Rodungen verhindern - eine beliebte, weil einfache Methode der "Kompensation".
Man sucht sich zum Beispiel einen Wald, gewinnt den Besitzer als Partner, bezahlt ihn gut und behauptet, man habe die Rodung des Waldes verhindert. Schon ist man „klimaneutral“ und darf bei der Produktion seiner Waren so viel Emissionen ausstoßen, wie sie der besagte Wald speichert. Dass der Waldbesitzer nie im Leben daran dachte, seine Bäume zu fällen, muss ja niemand wissen. Natürlich gibt es auch seriöse Kompensationen, beispielsweise wenn in Afrika Brunnen errichtet werden oder tatsächlich Aufforstung betrieben wird. Aber wer beurteilt die das und wie soll das alles kontrolliert werden?
Die Handtuch-Masche.
„Handtücher am Boden – wir wechseln sie aus. Handtücher am Hacken – wir lassen sie hängen. Für unsere Umwelt!“
Wer hat diesen Spruch in Hotels noch nie gesehen? Gut und schön, aber wenn das alles ist, handelt es sich allenfalls um Kosteneinsparung. Um so ein Hotel als umweltfreundlich einzustufen, müsste man schon mehr wissen. Zum Beispiel, welche Reinigungsmittel verwendet werden. Oder wie es der makellose Rasen im Hotelpark schafft, keinen einzigen Löwenzahn zuzulassen, etc.

Wo kann man Labels auf ihre Qualität prüfen?
Für uns Konsumenten heißt das, es gibt beim Shopping keine heile Welt. Wollen wir nachhaltig einkaufen, müssen wir kritisch sein. Es gibt einige Institutionen, die uns dabei helfen, indem sie die Spreu vom Weizen trennen.
www.vki.at/greenwashing liefert Erklärungen, wie man Greenwashing erkennen und wo man Greenwashing-Verdacht melden kann. 
www.bewusstkaufen.at (BMK)
www.greenpeace.at/ratgeber/guetezeichen-ergebnisse/

Besonders steiles Greenwashing.
Einige besonders steile Informationen des VKI bezüglich Greenwashing möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
Amazon
Das Label „Amazon Climate Pledge Friendly“, auf dem ein kleiner grüner graphischer Engel abgebildet ist, betrifft die Verpackung, weil z.B. eine Shampooflasche ein gutes Volumen-Gewichtsverhältnis aufweist. Inhaltsstoffe sind völlig irrelevant.
Die Firma Energie Direct 
verkauft „klimaneutrales Heizöl“!? Sie bewirbt das mit dem Pflanzen von Bäumen. Die Menge an Bäumen wird es nie geben, die im Stande ist, den Schaden wettzumachen, den fossile Brennstoffe anrichten.

Zum Abschluss noch zwei positive Beispiele des VKI:
Bellaflora
Deren Nachhaltigkeitsbericht kommuniziert Erfolge, aber auch nicht erreichte, gesetzte Ziele inklusive Begründungen. Maßnahmen werden im gesamten Kerngeschäft gesetzt, also keine Ablenkungsmaßnahmen wie der Amazon-Label von vorhin. Bellaflora hat klare Ziele und Maßnahmen gesetzt, um zu einem nachhaltigen Unternehmen zu werden und ist im Branchenvergleich sehr ambitioniert.
Die Österreichische Post.
Der Nachhaltigkeitsbericht kommuniziert Erfolge und setzt klare Ziele wie zum Beispiel die größte E-Flotte Österreichs. Es wird viel Forschung und Entwicklungsarbeit betrieben. Auch hier wird im gesamten Kerngeschäft angesetzt. Beispielsweise gibt es in Graz nur mehr E-Fahrzeuge, Innsbruck und Salzburg folgen heuer.

Eine Zeit der Klimakrise, des Artenschwunds, der Plastikverschmutzung und der Endlichkeit von Ressourcen verlangt eine Anpassung unseres Einkaufsverhaltens. Soviel ich weiß, wird es in ein bis zwei Jahren (hoffentlich) EU-weite Gesetze geben, die Greenwashing eindämmen sollen. Ganz verschwinden wird es wohl erst, wenn wir in einer nachhaltigen Welt leben. Wir führen sie eher herbei, wenn wir jene Politiker:innen wählen, die sich nachweislich dafür einsetzen. Auch und vor allem in der EU.


08 April 2023

Ostern - Aufbruch wagen

 

 "Aufbruch" - von Reinhard Fuchs


Viele Artikel, Beiträge und Kommentare beschäftigen sich in diesen Ostertagen mit Verzeihen, mit der Aufforderung, mehr zuzuhören, statt mit dem erhobenen Zeigefinger herumzufuchteln. Moral wird oft mit Moralisieren verwechselt. Und ethisches Bewusstsein mit Selbstherrlichkeit. Es ist auch oft die Rede davon, dass wir Gräben zuschütten und uns nicht gegenseitig anschütten sollen.

Dem kann ich viel abgewinnen. Nur fehlt mir dabei ein wichtiger Punkt. Nämlich die Diskussion mit mir selbst. Denn immer liegt die Betonung auf „wir“, statt auf „mir“.

Denn wer ist „wir“? Kann es sein, dass ich da immer – mehr oder weniger unbewusst – die anderen meine? Denn meine eigene Meinung, meine Überzeugungen, meine Einstellungen sind ja untadelig, oder? Nur Meine Wahrheit ist mit der Wirklichkeit ident. Also muss sie auch die einzige sein, nicht wahr?

Natürlich ist Klimaschutz wichtig und ich bin auch strikt dafür, Tierfabriken abzuschaffen. Tierquälerei ist mir ein Gräuel. Aber wehe, es will mir jemand mein tägliches Schnitzel wegnehmen. Oder – um Gottes Willen (bleiben wir bei der aktuellen Terminologie) – jemand meine Geschwindigkeit auf der Autobahn noch mehr begrenzen. Nicht auszudenken, wenn ich mein Ziel um fünf Minuten später erreiche.

Und noch was: Solange nicht alle Öltanker und Frachtschiffe gestoppt werden, buche ich meine Kreuzfahrten, basta!

Wie wunderbar funktioniert das doch, auf die anderen zu zeigen. Wie angenehm kann ich so mein Gewissen beruhigen.

Da müssen dann schon ordentliche Entschädigungen her, wenn ich etwas für meine eigene Zukunft und die meiner Nachfahren tun soll. Verantwortung übernehmen muss monetär belohnt werden.

Es gibt in diesem Blog einen früheren Beitrag dazu, der heißt "Der Dachstuhl brennt".. Da sitzt einer gemütlich vor dem Fernseher, als die Feuerwehr anklopft und ihm mitteilt, er müsse sofort das Haus verlassen, weil sein Dach brennt. Daraufhin entrüstet er sich über dieses freche Ansinnen und verlangt, man möge ihm gefälligst ein Hotelzimmer zahlen und den Fernseher, den teuren Teppich und das Mobiliar ersetzen, andernfalls bleibt er sitzen. Der Kipppunkt wird dann erreicht sein, wenn die Decke einstürzt. Das wird schnell gehen und die Einsicht wird zu spät kommen.

Kann es sein, dass ich mich in diesem Ignoranten wiedererkenne? Und wenn ich mich ganz stark konzentriere – steigt mir da nicht ein feiner Brandgeruch in die Nase?

Sollte ich nicht sofort aufspringen und mich auf den Weg machen? Nicht mehr auf andere warten, sondern mein Leben ändern?

Umweltbericht 2024

Der heurige Umweltbericht befasst sich intensiv mit der neuen niederösterreichischen Raumordnung und der dazugehörigen Strategischen Umweltp...