11 April 2023

Greenwashing - alle wollen Grün sein!


Wie schön wäre es, könnten wir unbeschwert shoppen, weil es ja die Labels gibt, die uns genau sagen, was gut für die Umwelt ist oder was klimaneutral hergestellt wurde.
 
Umfragen zeigen ein wachsendes Umweltbewusstsein beim Einkaufen.
So einfach ist es leider nicht. Das VKI hat eine Gallup-Umfrage zitiert, wonach das Umweltbewusstsein der Konsumenten beim Einkauf ständig steigt. 25 % der Konsument:innen achten beim Einkauf stark auf Nachhaltigkeit, während eine Studie des Handelsverbandes ergab, dass 27 % der Unternehmen Nachhaltigkeit bereits vollkommen in ihre Strategie integriert haben.
Jedoch 88 % der Unternehmen sehen ein Engagement im Nachhaltigkeitsbereich als geschäftlich profitabel an. Diese Tatsache stellt eine Versuchung dar, sich schnell mal ein grünes Mäntelchen anzuziehen.

Rodungen verhindern - eine beliebte, weil einfache Methode der "Kompensation".
Man sucht sich zum Beispiel einen Wald, gewinnt den Besitzer als Partner, bezahlt ihn gut und behauptet, man habe die Rodung des Waldes verhindert. Schon ist man „klimaneutral“ und darf bei der Produktion seiner Waren so viel Emissionen ausstoßen, wie sie der besagte Wald speichert. Dass der Waldbesitzer nie im Leben daran dachte, seine Bäume zu fällen, muss ja niemand wissen. Natürlich gibt es auch seriöse Kompensationen, beispielsweise wenn in Afrika Brunnen errichtet werden oder tatsächlich Aufforstung betrieben wird. Aber wer beurteilt die das und wie soll das alles kontrolliert werden?
Die Handtuch-Masche.
„Handtücher am Boden – wir wechseln sie aus. Handtücher am Hacken – wir lassen sie hängen. Für unsere Umwelt!“
Wer hat diesen Spruch in Hotels noch nie gesehen? Gut und schön, aber wenn das alles ist, handelt es sich allenfalls um Kosteneinsparung. Um so ein Hotel als umweltfreundlich einzustufen, müsste man schon mehr wissen. Zum Beispiel, welche Reinigungsmittel verwendet werden. Oder wie es der makellose Rasen im Hotelpark schafft, keinen einzigen Löwenzahn zuzulassen, etc.

Wo kann man Labels auf ihre Qualität prüfen?
Für uns Konsumenten heißt das, es gibt beim Shopping keine heile Welt. Wollen wir nachhaltig einkaufen, müssen wir kritisch sein. Es gibt einige Institutionen, die uns dabei helfen, indem sie die Spreu vom Weizen trennen.
www.vki.at/greenwashing liefert Erklärungen, wie man Greenwashing erkennen und wo man Greenwashing-Verdacht melden kann. 
www.bewusstkaufen.at (BMK)
www.greenpeace.at/ratgeber/guetezeichen-ergebnisse/

Besonders steiles Greenwashing.
Einige besonders steile Informationen des VKI bezüglich Greenwashing möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
Amazon
Das Label „Amazon Climate Pledge Friendly“, auf dem ein kleiner grüner graphischer Engel abgebildet ist, betrifft die Verpackung, weil z.B. eine Shampooflasche ein gutes Volumen-Gewichtsverhältnis aufweist. Inhaltsstoffe sind völlig irrelevant.
Die Firma Energie Direct 
verkauft „klimaneutrales Heizöl“!? Sie bewirbt das mit dem Pflanzen von Bäumen. Die Menge an Bäumen wird es nie geben, die im Stande ist, den Schaden wettzumachen, den fossile Brennstoffe anrichten.

Zum Abschluss noch zwei positive Beispiele des VKI:
Bellaflora
Deren Nachhaltigkeitsbericht kommuniziert Erfolge, aber auch nicht erreichte, gesetzte Ziele inklusive Begründungen. Maßnahmen werden im gesamten Kerngeschäft gesetzt, also keine Ablenkungsmaßnahmen wie der Amazon-Label von vorhin. Bellaflora hat klare Ziele und Maßnahmen gesetzt, um zu einem nachhaltigen Unternehmen zu werden und ist im Branchenvergleich sehr ambitioniert.
Die Österreichische Post.
Der Nachhaltigkeitsbericht kommuniziert Erfolge und setzt klare Ziele wie zum Beispiel die größte E-Flotte Österreichs. Es wird viel Forschung und Entwicklungsarbeit betrieben. Auch hier wird im gesamten Kerngeschäft angesetzt. Beispielsweise gibt es in Graz nur mehr E-Fahrzeuge, Innsbruck und Salzburg folgen heuer.

Eine Zeit der Klimakrise, des Artenschwunds, der Plastikverschmutzung und der Endlichkeit von Ressourcen verlangt eine Anpassung unseres Einkaufsverhaltens. Soviel ich weiß, wird es in ein bis zwei Jahren (hoffentlich) EU-weite Gesetze geben, die Greenwashing eindämmen sollen. Ganz verschwinden wird es wohl erst, wenn wir in einer nachhaltigen Welt leben. Wir führen sie eher herbei, wenn wir jene Politiker:innen wählen, die sich nachweislich dafür einsetzen. Auch und vor allem in der EU.


1 Kommentar:

  1. Siehe dazu als Beispiel auch hier: https://www.dossier.at/index.php?id=1822

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