04 April 2024

Biedermannsdorfer Bau- und Raumordnung

 

Dieses Bild hat nur auf den ersten Blick nichts mit Bau- und Raumordnung zu tun. Unser Boden ist unser CO2-Speicher, unser Wasserspender, unser Lebensspender, unser Ernährer. Dieses Bewusstsein muss auch in der Welt der Bau- und Raumordnung einen hohen Stellenwert behalten.

Unsere gemeindeweite Bausperre läuft noch bis zum 21. Oktober 2024. Derzeit sind - das ist die Auskunft, die mir vorliegt - Experten mit der Ausarbeitung von Grundlagen beschäftigt. Noch vor dem Sommer soll darüber in einem erweiterten Bauausschuss diskutiert werden. Ich hoffe, wir alle werden uns genügend Zeit nehmen und parteiübergreifend zusammenarbeiten, um eine gute Lösung zustande zu bringen.

Wem es interessiert: meine Ideen sind im Umweltbericht 2023 zusammengefasst. Sie finden ihn in der Home Page der Gemeinde. Es sind keine Dogmen, sondern Vorschläge, über die wir reden sollten. Sie betreffen unsere kurz- und langfristige Zukunft.

Ihr Umweltgemeinderat
Karl Wagner

22 März 2024

LKW-Hotspot Biedermannsdorf


Lang ist´s her - erinnern Sie sich noch? 2018: Demo auf der A2 für Tempo 80. Die Gemeinde Wiener Neudorf als Initiatorin, sowie etliche Umlandgemeinden (aus Biedermannsdorf nur die Grünen, aber viele Bürgerinnen und Bürger) schickten Abordnungen zur Unterstützung.

Ich erinnere mich an diese Zeit angesichts eines Artikels in der NÖN vom 5.3., wo das Schwerverkehrsaufkommen auf der A2 thematisiert wurde.

Im Jahr 2023 fuhren bis inkl. November 4,5 Millionen LKW auf der A2 an unserem Ort vorbei. Wie viele davon aufgrund des großen Industriegebietes im Westen und des Gewerbegebietes im Osten einen "Abstecher" nach Biedermannsdorf unternahmen, können wir uns lebhaft vorstellen.

Es kann nicht unerwähnt bleiben, dass Grünland das monetär am geringsten bewertete Land ist. Verdienstquellen für Kommunen bieten ausschließlich Betriebs- und Bauland. Eine Bewertung, die der Wirklichkeit einer zunehmenden Versiegelung, einer zunehmenden Bodendegradation und einer abnehmenden Artenvielfalt immer weniger entspricht.

Unerwähnt darf allerdings auch nicht bleiben, dass sich die verhältnismäßig stabile finanzielle Situation unserer Gemeinde genau diesem System verdankt.

Die Renovierung des Perlashofes, das neue Gemeindeamt, der Ausbau der Grünfläche des Kindergartens und etliche künftig noch zu verfolgende Projekte sind in der vorliegenden Form möglich gewesen, weil wir uns im Industrieviertel Niederösterreichs befinden.

Eine Balance ist also gefragt. Was können wir tun, um unseren Wohlstand zu sichern und gleichzeitig unsere Lebensqualität, die weit über die Grenzen des Finanziellen hinausgeht, zu sichern und womöglich zu steigern?

Wobei wir wieder beim Anfang wären. Eine Tempobeschränkung 80 für PKW und 60 für LKW. Eine damals ebenfalls geforderte bessere Lärmschutzwand haben wir mittlerweile, deren Nutzen noch nicht ganz feststeht, um es diplomatisch auszudrücken. Ohne Tempobeschränkung geht es eben doch nicht. Prinzipiell wissen alle, dass eine Temporeduktion Feinstaub und Lärm deutlich und sicher reduzieren würde. Unvernunft? Wirklichkeitsleugnung? Möglich, jedenfalls aber nur bis zur Grenze zu Wien, denn dort gibt es den 80-er schon seit ewigen Zeiten.

Also bitte dranbleiben. Und vor allem: Die Möglichkeiten wahrnehmen, die einer einzelnen Gemeinde offenstehen. Heute mehr denn je.

Karl Wagner
Umweltgemeinderat

09 März 2024

Die TU und wir

Die Auftaktveranstaltung des TU-Lehrprojekts "Energieraumplanung und Mobilität" in Biedermannsdorf begann am 7.3. um 11:30 unter der Anwesenheit unseres Bürgermeisters Hans Wimmer,  des Vizebürgermeisters Joseph Spazierer, den geschäftsführenden Gemeinderät:innen Kerstin Haas-Maierhofer und Wolfgang Steindl, sowie dem Gemeinderat Axel Gschaider. Anwesend war auch die Bauamtsleiterin, Frau DI Marina Trbovic mit ihrem Mitarbeiter Deniz Sezgin. Auch unser Topothekar Günter Bramböck war auf meine Bitte hin gekommen, um uns mit seinem Wissen zu unterstützen.

Daran kann man das große Interesse der Gemeinde an dieser Veranstaltung ablesen. Der Gemeinderat hatte ja dankenswerter Weise einstimmig dafür gestimmt.

Vom Institut für Raumplanung der TU-Wien kamen 11 Studierende mit Senior Scientist DI Dr. Hartmut Dumke, und Senior Lecturer DI DI Kurt Weninger.  

Günter Bramböck eröffnete die Veranstaltung mit einer Präsentation über Biedermannsdorf mit Themen wie geschichtliche Rückblicke, demographische Entwicklung und Informationen aus Energie und Verkehr. Anschließend stellte er noch sein Wissen zur Verfügung, um mir bei der folgenden Frage- und Antwort Runde beizustehen. Die Studierenden brachten mit ihren Fragen ihr großes Interesse am Projekt zum Ausdruck.

Wir danken Herrn Günter Bramböck sehr herzlich für seine Expertise

Die Eröffnunspräsentation der TU stand unter diesen Leitsätzen: 

"Städtebaulicher Entwurf, Energie-, Verkehrs- und Grünkonzept müssen Hand in Hand gehen." 

„Der Raumordnung bzw. Raumplanung und somit der Siedlungsstruktur, der Mobilitätsnachfrage und dem entsprechenden Angebot kommen bei der Erreichung der Energie- und Klimaziele eine entscheidende Rolle zu.“ 

„Moderne, integrierte Energiekonzepte in der Raumplanung können zur Entscheidungsfindung bei der Flächenwidmung, der Investition in Infrastruktur und der Vergabe von Förderungen eingesetzt werden.“

Nach dem Mittagessen gab es eine Wanderung der TU-Gruppe unter der Führung von Kerstin Haas Maierhofer, Wolfgang Steindl und mir durch den Ort, um den Studierenden einen ersten Überblick zu verschaffen. 

Wolfgang Steindl erläuterte die Gegebenheiten und Potentiale der Mehrzweckhalle. 

Auch die Zukunft der Volksschule war ein Thema.


Kerstin Haas Maierhofer und ich führten die Gruppe dann weiter am Rohrhofkomplex und dem ehem. Kinderheim vorbei, über die Josef-Bauer-Straße bis zur Mündung des Wiener Neustädter Kanals in den Mödlingbach, wo wir ja bekanntlich ein Wasserkraftwerk errichten wollen.



Die Wanderung dauerte fast drei Stunden. Das kalte, windige, teilweise regnerische Wetter trieb die Studierenden schließlich in den Perlashof und danach in das Heurigenrestaurant Taschler, wo die ersten Eindrücke besprochen wurden.

Es war ein gelungener Beginn eines hoffentlich weiterhin gelingenden Projekts. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Karl Wagner
Umweltgemeinderat



02 März 2024

Erneuerbare Energie - eine win-win-win-Lösung

Über eine Bestätigung, wie positiv sich PV auf Freiflächen für die Natur auswirken kann, berichtet das Magazin National Gegraphic. Es bezieht sich dabei auf  das Argonne National Laboratory (ANL) in Lemont, Illinois, das nach einer mehrjährigen Feldstudie eine versiebenfachte Pflanzen- und eine verdreifachte Insektenvielfalt nachwies.

Insekten mögen PV
Besonders erfreulich dabei war eine Erhöhung der Bienenanzahl um das Zwanzigfache. Zitat aus dem Bericht: „Die Studie zeigt, dass die Insektengemeinschaft an Solarenergiestandorten relativ schnell auf die Wiederherstellung von Lebensräumen reagiert“, sagt Hauptautor Lee Walston, Landschaftsökologe und Umweltwissenschaftler am ANL. Stillgelegte Agrarflächen, auf denen die Insektenvielfalt durch die Nutzung zurückgegangen ist, sind demnach die ideale Wahl bei der Suche nach einem Standort für Solarmodule.

Feldfrüchte mögen natürliche Bestäubung
Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: Die Gegenwart einer gesunden und reichen Artenvielfalt und die hohe Anzahl an Bienen bewirkt eine Erhöhung der Bestäubungsdichte auf den angrenzenden Feldern. Vorausgesetzt, es gibt dort keine intensive "Bestäubung" der giftigen Art.

PV auf Freiflächen kann also durchaus eine win-win-win-Situation ergeben. Wenn sich Entscheidungsträger*innen endlich von der unsäglichen Idee verabschiedeten, PV auf Freiflächen bedeute Versiegelung. Aus Sicht der Landwirtschaft kann man das höchstens als Flächeninanspruchnahnme bezeichnen. Doch ein stillgelegter Acker wäre das auch ohne PV-Anlage. Auch ein Park oder ein Garten oder ein Spielplatz sind aus landwirtschaftlicher Sicht "in Anspruch genommen".

Was heißt das, "Bodenversiegelung"?
die Definition des Begriffs "Bodenversiegelung": Bodenversiegelung bedeutet, dass der Boden durch Beton, Asphalt oder andere Materialien luft- und wasserdicht abgedeckt wird. 
Bodenversiegelung ist ein Aspekt von Flächeninanspruchnahme, wird jedoch fälschlicherweise manchmal damit gleichgesetzt

Dächer allein reichen nicht
Also ganz abgesehen davon, dass selbstverständlich jedes geeignete, aber PV-lose Dach nicht mehr zeitgemäß ist und alles dafür getan werden sollte, damit sich das ändert, werden die Dächer nicht reichen. Große Sonnenkraftwerke sind für die Erreichung der Energiewende ohne Frage notwendig.

Aber auch PV allein reicht nicht
Wir brauchen alle erneuerbaren Energien, die wir kriegen können. Selbstverständlich ist da auch die Absicht zu begrüßen, ein Wasserkraftwerk in Biedermannsdorf zu errichten, dessen Planung demnächst in Angriff genommen werden soll. Der am Bahnhof Laxenburg-Biedermannsdorf vorbeifließende Wiener Neustädter Kanal ist ein künstliches Gerinne. Das heißt, eine Begradigung ist ohnehin bereits gegeben. Schaden an Wasserlebewesen und Natur wird der Betrieb der Turbine anrichten. Trotzdem wird - sollte es dazu kommen - dieses Wasserkraftwerk ein relativ umweltfreundliches sein. 

Karl Wagner
Umweltgemeinderat















22 Februar 2024

Lieferkettengesetz ist gescheitert. Die Verursacher haben einen Namen



Europa
Textilindustrie in Rumänien oder Bulgarien. Fabriken mit stickiger, heißer, chemisch verseuchter Luft, Arbeiterinnen, die immer wieder ohnmächtig werden, sogar Lungenkrebs bekommen. Missgebildete Kinder von Müttern, die in dieser toxischen Umgebung gearbeitet haben.

Asien
Baufällige Fabriksgebäude in Asien ohne Notausgänge, deren Insassen sich nicht retten können, wenn Brände ausbrechen. Das Rana Plaza in Bangladesch ist noch in Erinnerung.
Löhne, die die Hälfte der existenzsichernden Höhe ausmachen werden oft schuldig geblieben. Arbeiterinnen werden angebrüllt, von Aufsehern vergewaltigt, nehmen sich manchmal sogar das Leben.

Afrika
Kakaoproduktion in Ghana und Cote d´ivoire. Kinderarbeit ist unbedingt nötig, da sich die Bauern Erwachsenenlöhne nicht leisten können. Kinder sind giftigen Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt, können nicht zur Schule gehen.

Südamerika
In einer brasilianischen Eisenerzmine brach 2019 wie schon 2015 das Rückhaltebecken. Mit Schwermetallen und Chemikalien belasteter Bergwerksschlamm überflutete Häuser und das Land. Die Schlammmassen begruben 272 Menschen unter sich, nicht nur Menschen verloren ihr Leben, auch die Natur, die Biodiversität wurde in diesem Teil des artenreichen Bundesstaates Minas Gerais ausgelöscht. Das Risiko war bekannt. 

Europäische Union
Nach zwei intensiven Verhandlungsjahren, in denen die oben beschriebenen Vorfälle sich weiter häuften, wurde - endlich - ein Lieferkettengesetz zur Abstimmung fertig, das die beteiligten und maßgebenden Unternehmen zwingen sollte, ihre Verantwortung wahrzunehmen. 
Eine Sorgfaltspflicht, die sich über die gesamte Wertschöpfungsstrecke erstreckt, die auch für ausländische Unternehmen gilt, die im europäischen Markt tätig sind.
Unternehmen, die menschenrechtswidrig agieren, können verklagt werden. Von den Arbeitenden selbst, von den Gewerkschaften; NGOs oder anderen Organisationen. Auch von Gerichten außerhalb des Landes.
Also eine akzeptable Lösung, die uns schon längst zugestanden wäre. Doch besser spät, als nie.

Leider scheint das "NIE" aber letztendlich doch noch die Oberhand gewonnen zu haben.

Christian Lindner, Chef der kleinsten Partei der deutschen Ampelkoalition, sieht seine Felle davonschwimmen. So denkt er sich in seiner Panik, bring ich doch einfach mal das Lieferkettengesetz zu Fall, da kann ich mich bei meinen Wählerinnen und Wählern sicher ganz stark hervortun. Was hält der eigentlich von denen? Sind die tatsächlich so uneinsichtig, so mitleidlos, so ignorant, so selbstsüchtig wie er?

Österreich
Aber damit nicht genug. Natürlich ist auch in Österreich die gleiche Uneinsichtigkeit, die gleiche Selbstsüchtigkeit, die gleiche Empathielosigkeit zu finden. Und zwar - wie könnte es anders sein - in der ÖVP in Gestalt des Wirtschaftsministers Kocher. 

Und was sind wohl die Gründe für die Ablehnung, die den Herrschaften nach ZWEI JAHREN plötzlich eingefallen sind? 
Naja - Büroarbeiten würden aufwändiger werden, es müsste das Personal aufgestockt werden, Preise würden sich erhöhen. Man müsste vielleicht auch neue Software einsetzen, um einen besseren Überblick zu haben. Sonst nichts? Sonst nichts.

Liebe Konsumentinnen und Konsumenten, wenn ihr jetzt in der Osterzeit die freundlich lächelnden, goldglänzenden oder blau schimmernden Osterhasen in den Auslagen seht, denkt daran, was ihr damit euren Lieben schenkt, wenn ihr sie kauft.

Hätten wir ein fertiges Lieferkettengesetz, wären die Schokohäschen, die Shirts und was es sonst noch so alles gibt, vielleicht um einige wenige Cent teurer, euer Gewissen ruhiger und die Welt ein wenig besser. Menschen wie Lindner und Kocher haben es erstmal verhindert. 

10 Februar 2024

Am 7. März beginnt ein neues Projekt in Biedermannsdorf

Eine berechenbare Zukunft war einmal. Die Klimakrise ist dabei, uns aus unserer trügerisch heimeligen Komfortzone herauszuholen. Doch müssen Fragezeichen immer böse sein? Keinesfalls! Der Effekt von Klimaschutzmaßnahmen bedeutet nicht nur einen Beitrag zu Klimastabilisierung, sondern immer auch ein Mehr an Gesundheit, ein Mehr an guter Luft, ein Mehr an Wohlstandssicherung. Unsicherheiten versetzen uns in die Lage, unsere Zukunft selbst gestalten zu können. 

Die Gemeinden als oberste Baubehörden, die Widmungshoheit besitzen sind dazu prädestiniert, diese positiven Effekte mit herbeizuführen. Energieraumplanung und Mobilität sind wichtige Hebel, um jene Ziele und Vorhaben, die wir uns in unserer Verordnung zum Ortsentwicklungskonzept, aber auch in unserem Klimaschutzmanifest gesetzt haben, zu erreichen.

Genau darum geht es in dem Projekt, das Studierende des Instituts für Raumplanung der Technischen Universität Wien, in und mit unserer Gemeinde durchführen wollen. Ich bin sehr froh, dass unser Gemeinderat dieses Projekt einstimmig beschlossen hat und freue mich auf die Zusammenarbeit. Ich bin sicher, dass es für beide Projektpartner ein Gewinn sein wird.

Die Studierenden werden unseren Ort im Hinblick auf Raum, Mobilität und Energie analysieren, Entwicklungschancen für die nahe und ferne Zukunft erarbeiten und diese dann der interessierten Öffentlichkeit vorstellen. 

Beginn der Arbeiten wird der 7.März sein. An diesem Nachmittag werden Arbeitsgruppen unseren Ort besichtigen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.  

Karl Wagner

Umweltgemeinderat

ein neues 1933 verhindern - von Harald Martenstein

Auf Österreich umgelegt braucht man nur die Jahreszahl zu verändern.

Ha­rald Mar­ten­stein in "Die Zeit" über De­mons­tra­tio­nen und die Fra­ge, wie man ein neu­es 1933 ver­hin­dert
 
"Nach den Mas­sen­mor­den an Ju­den in Is­ra­el, al­so nach dem 7. Ok­to­ber, hat es in Deutsch­land De­mons­tra­tio­nen ge­ge­ben, bei de­nen der Op­fer ge­dacht wur­de. Am 22. Ok­to­ber ver­sam­mel­ten sich am Bran­den­bur­ger Tor ge­ra­de mal 10.000 Men­schen. Und das in ei­nem Land, des­sen Staats­rä­son laut stän­dig wie­der­hol­ten Be­teue­run­gen zu ei­nem we­sent­li­chen Teil aus dem »Nie wie­der« be­steht. Ge­meint ist un­ter an­de­rem: nie wie­der Ausch­witz. Seit 1945 war den SS-Mör­dern in Wort und Tat nie­mand mehr so na­he ge­kom­men wie die Ha­mas.

Vie­le, auch in Deutsch­land, kri­ti­sier­ten statt­des­sen Is­ra­el für sei­ne Be­sat­zungs­po­li­tik. Das kann man tun. Aber man kann un­mög­lich Mas­sen­mord zu ei­nem Akt des Wi­der­stands adeln. Auch vie­le Ju­den leh­nen be­kannt­lich die Be­sat­zungs­po­li­tik ab. Ein paar von ih­nen wur­den von der Ha­mas um­ge­bracht. Die Na­zis er­mor­de­ten auch al­le Ju­den, ein­schlie­ß­lich de­rer, die deutsch­na­tio­nal dach­ten und im Ers­ten Welt­krieg mit Or­den be­hängt wor­den wa­ren.

Nach den Cor­rec­tiv-Ent­hül­lun­gen de­mons­trier­ten bun­des­weit un­ge­fähr ei­ne Mil­li­on Men­schen ge­gen die AfD, ei­ne ganz an­de­re Grö­ßen­ord­nung. Ei­ni­ge De­mons­tran­ten zeig­ten Pa­ro­len wie »Es ist an der Zeit, es bes­ser zu ma­chen als un­se­re Ur­gro­ß­el­tern«.

Die­se Fra­ge hat mich mein Le­ben lang be­schäf­tigt, sie ist die Grund­fra­ge mei­ner Exis­tenz, je­den­falls was mein Deutsch­sein be­trifft: Wie kann ich es bes­ser ma­chen? Bei mir geht es na­tür­lich eher um mei­ne El­tern und Gro­ß­el­tern, die we­der Na­zis wa­ren noch im Wi­der­stand. Den Ju­den aber hat kei­ner ge­hol­fen. Al­le ha­ben weg­ge­schaut. Man brauch­te Mut; ob ich ge­nug da­von ge­habt hät­te, weiß ich nicht.

Wenn ich ei­ne To-do-Lis­te zu schrei­ben hät­te, zum The­ma »Neu­es 1933 ver­hin­dern«, dann stün­de auf Platz eins: »Ju­den müs­sen in Si­cher­heit le­ben, in Deutsch­land und über­all. Weg­schau­en ver­bo­ten.« Das Pro­jekt, al­le Ju­den aus­zu­rot­ten, war das Be­son­de­re, was die Na­zis von an­de­ren Na­tio­na­lis­ten un­ter­schied, ihr Al­lein­stel­lungs­merk­mal. Auf der To-do-Lis­te stün­de na­tür­lich noch an­de­res, zum Bei­spiel, dass nie­mand we­gen sei­ner oder ih­rer Her­kunft aus Deutsch­land aus­ge­wie­sen wer­den darf.

Wo wa­ren die­se ei­ne Mil­li­on Leu­te, die ein neu­es 1933 ver­hin­dern wol­len, ei­gent­lich nach dem 7. Ok­to­ber? Ich re­de nicht nur über De­mons­tra­tio­nen, auch über Mei­nungs­bei­trä­ge. Ei­nen »Auf­schrei«, wie man das heu­te nennt, ha­be ich nicht ge­hört, au­ßer­halb der Kom­men­ta­re in den Zei­tun­gen. Lau­ter wur­de es erst, als die is­rae­li­sche Of­fen­si­ve be­gann.

Bei ei­ner De­mo in Mün­chen wur­de ein Spruch­band mit dem Text »Ge­gen is­rae­li­schen Fa­schis­mus!« mit­ge­führt. »Ein klei­ner Teil der De­mons­tra­ti­on rich­te­te sich ge­gen Is­ra­el«, stand in der Abend­zei­tung. Bei der De­mo in Ber­lin wur­den Teil­neh­mer, die sich als pro­jü­disch zu er­ken­nen ga­ben, laut Der Wes­ten als »Na­zis« be­schimpft und be­droht. Ich bin­de das nicht den De­mons­tran­ten ins­ge­samt ans Bein. Aber es ist schon bi­zarr, wenn ein »neu­es 1933« mit­hil­fe von Leu­ten ver­hin­dert wer­den soll, die zwi­schen Hit­ler und Is­ra­el kei­nen Un­ter­schied er­ken­nen.

Ich woll­te be­grei­fen, was kaum zu be­grei­fen ist, Ausch­witz. Al­so ha­be ich Ge­schich­te stu­diert, Schwer­punkt 20. Jahr­hun­dert. Ir­gend­wann hat­te ich ver­stan­den, dass es in Deutsch­land vor 1933 fast kei­ne De­mo­kra­ten mehr gab, nur noch Fa­na­ti­ker und Welt­erlö­ser der ver­schie­dens­ten Spiel­ar­ten. Al­les Mög­li­che war wich­ti­ger als Frei­heit und Men­schen­rech­te. Das ist es, was ich glau­be, ge­lernt zu ha­ben."

Warum dieser Artikel in einem Umweltblog? Weil Rechtsradikale keinen Bock auf Klimaschutz haben und betonstur die Klimakrise und damit alle physikalischen Naturgesetze leugnen. Das heißt für Österreich: kommen sie in die Regierung, kommt weitere intensive Versiegelung, weiterer Ausbau des Individualverkehrs und Stopp jeglicher alternativer Mobilitätsmöglichkeiten wie Rad, Bahn und Bus. Sämtliche trotz ÖVP erreichten Klimaschutzmaßnahmen stehen dann zur Disposition. Alle damit verbundenen negativen Konsequenzen wie wirtschaftlicher Abstieg, Strafzahlungen und Verschlechterung der Lebensqualität werden folgen. Das wiederum wird sich auf die Stimmung in der Bevölkerung niederschlagen. Wer wird schuld sein? Natürlich die Anderen. Die Migranten, die Juden, die Moslems, die Grünen, die Linken, oder einfach alle, die auf "Fahndungslisten" stehen!

Biedermannsdorfer Bau- und Raumordnung

  Dieses Bild hat nur auf den ersten Blick nichts mit Bau- und Raumordnung zu tun. Unser Boden ist unser CO2-Speicher, unser Wasserspender, ...