Machen wir uns also auf und gehen wir hindurch. Durch dieses Tor, um unsere Veränderungsangst, unsere Starrsinnigkeit, und unsere Unbelehrbarkeit hinter uns zu lassen. Gehen wir hinein in eine neue Offenheit und transformieren wir unsere Einstellungen zu dieser Welt, für die wir als intelligente, vernunftbegabte, aber auch liebesfähige Wesen, verantwortlich sind.
Was heißt das nun für das tägliche Leben? Wie können wir diese – zugegebenermaßen – etwas theoretischen Bekenntnisse in unseren Tagesablauf umsetzen?
Ich glaube, am wichtigsten wird es sein, alle im Laufe der Jahre liebgewordenen Gewohnheiten strikt zu hinterfragen. Ist das, was ich bin und tue, noch zeitgemäß? Oder bin ich durch meine Ernährung, durch meine Art der Mobilität, durch meine Ansichten, vielleicht auch durch meine berufliche Tätigkeit bereits zum Problem geworden? Und wenn ja, wie schaffe ich es, wieder Teil der Lösung zu werden?
Ab hier wird es individuell. Wir alle werden unsere eigenen Wege finden müssen, um unseren Teil an einer gelingenden Zukunft beizutragen. Zumal wir viele verschiedene Identitäten in diesem Leben haben. Wir sind Eltern, Schüler-innen, Konsument-innen, Politiker-innen, Lehrer-innen, u.v.m.
Meine Identität, die hier von Interesse ist, ist mein Wirken als Umweltgemeinderat in der Gemeindepolitik.
Was muss ich tun, um Teil der Lösung zu sein? Da fallen mir zwei Dinge ein. Energiewende und Versiegelung.
Beide Schlagworte haben einen starken Bezug zur Gemeindepolitik. Und es bedarf gewisser Einsichten hierzu.
Erste Einsicht: Der Gebrauch fossiler Energien hat uns an den Rand des Untergangs gebracht. Das ist erwiesen. Erwiesen ist aber auch, dass wir so viel Energie wie noch nie benötigen, um unseren Planeten grün und lebenswert zu erhalten. Wollen wir Industrie, Forschung, Lebensart, Mobilität, Ernährung, etc. auf den heutigen Level erhalten, ist Sonnenergie, Windenergie, Wasserkraft und Biomasse (in dieser Reihenfolge) in großen Mengen unerlässlich. Biedermannsdorf ist auf einem guten Weg, was Photovoltaik auf Dächern anbelangt. Bezirksweit haben wir hier den größten Zuwachs. Das wurde auch von der Landesregierung anerkannt. Aber ist es genug? Keineswegs. Der Vergleich mit anderen Gemeinden sagt nur aus, dass wir besser sind als die anderen. Das muss aber noch lange nicht gut genug sein. Und es ist auch nicht gut genug. Denn um ausreichend Sonnenstrom produzieren zu können, müssen zusätzlich Parkplätze, Deponien, aber auch die große Zukunftshoffnung Agri-PV, die Symbiose von Sonnenenergie und Ernährungssicherheit, in Angriff genommen werden. Denn nur, wenn wir von fossilen Energien wegkommen, werden wir genug Wasser haben, um unsere Felder bewässern zu können.
Zweite Einsicht: Der Boden ist – abgesehen von den Ozeanen - der größte und wichtigste CO2-Speicher, den wir haben.
Wenn ich also akzeptiere, dass ein weiterer Gebrauch fossiler Brennstoffe uns die Lebensgrundlage nimmt, dann muss die erste Priorität sein, die rasche Ausbreitung neuer Energien zu unterstützen.
Wenn ich akzeptiere, dass ein gesunder Boden ein unersetzlicher CO2-Speicher und damit die zweite Säule unseres Überlebens ist, dann muss ich diesen Boden schützen, wo ich kann. Denn das, was wir noch an Grünland haben, gehört längst schon unseren Nachfahren.
Und schließlich die dritte Einsicht: Auf einem kaputten Planeten kann es kein gesundes Leben und keine gesunde Wirtschaft geben.
Das alles wissen auch die, die es bestreiten. Sie stellen nur andere Interessen über unser aller Überleben.
Aber sie werden einmal nicht sagen können: „Das haben wir nicht gewusst.“