Von links nach rechts: Vizebgm. Joseph Spazierer / DI Dr. Hartmut Dumke, TU-Wien / Bundesrätin Simone Jagl / Dr. Elina Brutschin, IIASA / Prof. Dr. Karl Steininger, Uni Graz / Umweltgemeinderat Karl Wagner
Die Klimakrise. Ein Thema, dass viele nicht (mehr) hören wollen und am liebsten in die unterste Schublade verräumen würden. Aber spätestens dann, wenn die Natur uns unmissverständlich und mit dramatischen Folgen auf dieses Thema hinweist, wird klar, dass Probleme eingestanden und Konsequenzen gezogen werden müssen. Wie diese auszusehen haben, wie wichtig es ist, unsere Zukunft zu gestalten, statt sie über uns ergehen zu lassen und welchen Mehrwert das bedeutet, war Thema dieser interessanten, abwechslungsreichen Diskussion.
Lesen Sie hier die wichtigsten Aussagen:
Bottom up
Aus Sicht der Politik wäre eine bottom up-Bewegung aus der Bevölkerung hilfreich. Die Entscheidungsträger benötigen die Gewissheit, dass die Menschen Klimaschutzmaßnahmen wirklich wollen und sie gutheißen. Politiker engagieren sich nicht für Klimaschutz, weil sie befürchten, dann nicht mehr gewählt zu werden.
Eine Schlüsselrolle kommt den Gemeinden zu. Sie haben die Widmungshoheit über ihr Gebiet. Sie sind in der Lage, Naturräume zu erhalten, Versiegelung einzuschränken und gleichzeitig die Installierung erneuerbarer Energien voranzutreiben.
Frustrierend ist es, wenn bei den vielen Klimakontraproduktiven Subventionen als erster Spargedanke die Streichung des Klimabonus genannt wird. Hier haben wir noch einen weiten Weg vor uns.
Förderungen neu denken
Die Wirksamkeit von Förderungen könnte deutlich erhöht werden, wenn sie sich nach dem Effekt richten würden. Generell ist zu beachten, dass Strom nur 20 Prozent unseres Energiebedarfs darstellt, trotzdem wird er (auch medial) mit viel größerer Aufmerksamkeit bedacht als Gebäudesanierung, Heizungen und Verbrennungsmotoren.
Andere sind viel böser als ich
Dem Einwand aus dem Publikum, Schiffsdiesel stelle ein viel größeres Problem dar, wurde entgegnet, dass hier bereits geforscht wird. Beispielsweise gibt es an der TU in Graz ein Forschungsinstitut, dass mit Wasserstoff als Energieträger forscht, was auch der Industrie zugute kommen kann. Grundsätzlich jedoch ist der Individualverkehr das mit Abstand größte Problem im Verkehrssektor weil dort die allermeisten Emissionen entstehen.
Auch die immer wieder geäußerte Ansicht, dass das kleine Österreich doch nichts beitragen kann und sollen doch die Großen wie China etwas tun, kam zur Sprache. So gibt es etwa 150 Kleinstaaten, deren Emissionen 30 - 40 Prozent betragen. Würden also nur China und die USA ihre Emissionen senken, wäre noch immer nichts gewonnen. Wirksamer Klimaschutz ist eben etwas, dass nur gemeinsam betrieben werden kann.
Außerdem ist schon lange klar, dass China sein Schienennetz stark ausbaut, dass Kohlekraftwerke geschlossen werden und dass die Elektrifizierung des Verkehrs weit mehr Fortschritte macht als bei uns.
Es sei hier noch erwähnt, dass Joe Biden in den USA den "Inflation Reduction Act" ins Leben rief, der mit Krediten und Subventionen den Ausbau von klimafreundlichen Technologien mit einigen Hundert Dollar fördert, was wohl Folgeinvestitionen der Unternehmen nach sich ziehen wird.
Also das Hindeuten auf andere, ist hier doppelt falsch.
Es ist nicht sinnlos, dass Österreich etwas tut und
es ist nicht wahr, dass China und die USA nichts tun.
Wassermangel - kann es den geben? Wir haben eh so viele Meere.
Meerwasserentsalzung kann den Planeten mit Wasser versorgen. Wirklich? Für den Betrieb von Entsalzungsanlagen müssen gewaltige Mengen an erneuerbarer Energie zur Verfügung gestellt werden, die in dieser Menge noch nicht vorhanden sind. Selbst Israel, das Meerwasserentsalzung intensiv betreibt, muss noch immer Erdgas dafür verwendet. Die giftige Salzlake, die dabei entsteht bedeutet eine Gefahr für die Umwelt. Trotzdem stellt Meerwasserentsalzung eine Hoffnung dar. Zumal ständig an Verbesserungen geforscht wird.
In der Wochenzeitschrift "Die Zeit" stand übrigens zu lesen, dass Israel künftig das extrem wasserarme Jordanien mit entsalztem Meerwasser beliefern will. Dafür soll in Jordanien ein Solarkraftwerk gebaut werden, das Strom nach Israel liefert. Finanziell unterstützt soll das Projekt von den Vereinigen Arabischen Emiraten werden. Ob dieses Wüstenwunder den derzeitigen Krieg überleben wird, weiß ich allerdings nicht.
Hilft Technik?
Ja, die hilft. Nur nicht sie allein. Siehe obiger Absatz mit den Entsalzungsanlagen. Dazu kommt noch CCS oder CCU (Carbon Capture Storage, bzw. Carbon Capture Utilization). Also Kohlenstoff aus der Luft oder aus industriellen Produktionsabläufen filtern und im Boden versenken, bzw. weiter nutzen. Die Wissenschaft neigt immer mehr der Meinung zu, dass nur eine Transformation zu erneuerbaren Energien und das Einsparen von Energie allein nicht mehr reichen wird. Forschung und Technik werden einen Beitrag leisten müssen, wenn auch nicht den einzigen.
Die soziale Seite
Immer wieder wurden von den Podiumsgästen die sozialen Aspekte des Klimaschutzes angesprochen. Es ist eine Tatsache, dass der Emissionsanteil an Treibhausgasen gemeinsam mit dem Wohlstandslevel ansteigt. Klimaschutz bedeutet immer auch soziales Engagement. Das eine ohne das andere ist nicht möglich.
Cobenefits
Die Elektrifizierung des Verkehrs wird den Lärm senken und die Luftqualität verbessern.
Die Änderung der Ernährung wird uns gesünder und zufriedener machen. Abgesehen davon unsere Leistungsfähigkeit erhöhen und die Gesundheitssysteme leistbarer machen.
Die Abkehr von veralteten, fossilen Techniken wird unserem Freiheitsbedürfnis entgegen kommen, weil Diktatoren und Kriegstreibern der Boden entzogen wird.
Energie wird billiger werden, dennoch wird ihre Wertschätzung steigen. Denn wir werden wissen, dass mehr als eine Steckdose nötig ist, um sie zu erzeugen.
Renaturierung und Naturschutz wird die Funktion der Wälder als CO2-Senken stärken.
Viele Berufe werden entstehen oder anwachsen wie Fernwärmetechnik, Elektrotechnik, Umwelttechnik, Biolandbau, Klimagärtnerei und viele mehr. Das wird die Wirtschaft beleben.
Harmonischer Abschluss
Unsere "Gruppe Gemeinsam" lebt den Leitsatz des Klimabündnisses "Global denken - lokal handeln".
Die Einnahmen aus dem köstlichen Apfelstrudel aus heimischen Äpfeln kommen ihren äthiopischen Patenkindern zu Gute. Der Apfelstrudel wiederum erfreute Podiumsgäste wie Publikum.
Dazu gab es Bioapfelsaft der Firma Bio-Schäfer aus Tattendorf.
Danke an die Gemeinde für die Finanzierung und vor allem:
Danke an die Podiumsgäste für ihren selbstlosen, unentgeltlichen Einsatz!
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