08 August 2022

Natur und Sonne - eine Symbiose

 


Die globale Klimakrise hat direkte Auswirkungen auf uns alle. Auf Österreich, auf Biedermannsdorf, auf jeden Haushalt, auf jeden Menschen, der hier lebt.

Die Klimakrise bringt mit sich, dass – wenn sich nichts ändert an unserem Verhalten – Ostösterreich versteppen wird. Wasser wird Mangelware, und der Anbau von Feldfrüchten nur eingeschränkt möglich sein. Das mag harmlos klingen, aber wenn dieses Szenario bei uns eintreten sollte, wird es anderswo in der Welt um ein Vielfaches schlechter bestellt sein, was sich unbedingt negativ auf unser Leben auswirken wird. Die Frage stellt sich, was wir HEUTE tun müssen, um morgen und übermorgen das Schlimmste abzuwenden.

Die globale Klimakrise muss lokale Maßnahmen zur Folge haben.

Und was ist es, was wir HEUTE tun müssen? Von den fossilen Brennstoffen wegkommen. Das sagt sich leicht und heißt, dass alles, was mit Erdgas, Erdöl oder Kohle betrieben wird, mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Alle Industriebranchen wie Stahlindustrie, Pharmaindustrie, der Verkehr, alle öffentlichen Verkehrsmittel, die Landwirtschaft, der Handel, die privaten Haushalte, einfach alles! 
Um das bewältigen zu können, brauchen wir viel, viel erneuerbare Energien. Und zwar die berühmten zusätzlichen 27 TWh. 11 PV, 10 Wind, 5 Wasser und 1 Biomasse. Das genügt aber nur dann, wenn wir

Energie EINSPAREN.
Wie? Zum Beispiel
durch eine große Wärmedämmungsaktion.
durch eine Reduktion des durchschnittlichen Fleischkonsums um zwei Drittel.
durch Reduktion des Flugverkehrs
durch Reduktion der Urlaubskreuzfahrten
durch Reduzierung des Individualverkehrs.
durch Änderung der Konsumgewohnheiten

aber vor allem:
Durch eine neue Zuwendung zur Natur und die Erkenntnis, dass unsere Umwelt – eigentlich Mitwelt – nicht zum Konsumieren da ist, sondern unsere Heimat, unser Lebenselixier ist, das uns heilig sein sollte und wovon wir selbst ein Teil sind. 
Gleichzeitig muss es uns gelingen, erneuerbare Energie rasch und umfangreich auszubauen.
Kurz gesagt: 
wir müssen uns als Gesellschaft transformieren.

Werden wir das rechtzeitig schaffen? Der Krieg ist wieder nach Europa zurückgekehrt. Milliarden Euro werden in die Rüstung gepumpt. Unser Fokus ist auf militärische Verteidigungskraft ausgerichtet.

Russische Erdgas- und Erdölquellen könnten für uns bald versiegt sein. Letzteres macht die Wichtigkeit der Energiewende überdeutlich.

Es scheint, dass sie noch rascher vor sich gehen muss als ursprünglich geplant. Die 27 zusätzlichen TWh brauchen wir raschestmöglich. Man könnte jetzt auf die vielen Dächer zurückgreifen.

Aber:

In Österreich stehen zwei Millionen Gebäude mit einer Dachfläche von insgesamt 780 Quadratkilometern. Davon könnten nur 15 Prozent genutzt werden, wie Forscher der Universität für Bodenkultur Wien erhoben haben.

Das Klimaziel könnte laut den Forschern zwar theoretisch erreicht werden, wenn alle geeigneten Gebäude von mehr als 220 Quadratmetern Grundfläche - wie etwa Supermärkte oder Lagerhallen - mit Solaranlagen versehen werden, aber eben nur theoretisch: Denn dafür müssten bis 2030 pro Tag durchschnittlich 400 Anlagen installiert werden.

Ohne neue Solaranlagen auf freien Flächen wird es also nicht gehen.

In dieser Situation erhält die Gemeinde aufgrund der neuen Gesetzeslage die Chance, Grünland auf Grünland-PV umzuwidmen. Nach dem kurzsichtigen Nein zur Biomasse in Biedermannsdorf kommt nun diese Möglichkeit. Auf Grünland Sonnenstrom zu installieren und damit gleichzeitig die Biodiversität zu fördern, bestimmte Feldfrüchte zu pflanzen oder Vieh weiden zu lassen, ist eine willkommene Symbiose von Sonne und Natur. Zumal bekannt ist, wie sehr wir erneuerbare Energie brauchen werden und wie groß die künftige Nachfrage sein wird. Denn:

Eine zukunftsfähige Gemeinde hat viel erneuerbare, leistbare Energie zur Verfügung.

Diese Chance zu nützen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ist es aber nicht. Es gibt Gegenstimmen derer, die diese Gründe entweder nicht verstanden haben oder sie absichtlich ignorieren. Da kommen Statements wie „Strom kann man nicht essen“, oder „wir brauchen die Freiflächen für den Ackerbau.“ Dabei wird vergessen, dass PV-Anlagen nichts versiegeln, sondern Agri-PV eine vielversprechende Art ist, Ackerbau mit Energiegewinnung zu verbinden. Ja, es stimmt: Es kann sein, dass die Erträge für bestimmte Feldfrüchte sinken. Jedoch ist damit zu rechnen, dass Hitzewellen und Dürrezeiten das Land derart ausdörren werden, dass schattenspendende Paneele den Ertrag vielleicht sogar retten können. Also künftige Äcker mit PV könnten dann gegenüber konventionellen Äckern sogar Vorteile haben.

Der Slogan muss daher statt „Strom kann man nicht essen“ heißen:

„Strom rettet unsere Ernten.“

Wenn also heute jemand mit Aussagen wie „Strom kann man nicht essen“ die Energiewende verhindern will, muss ihm geantwortet werden „Ohne Strom verhungern wir“. Denn bevor man Weizen essen kann, braucht es Mähdrescher, Mühlen und Bäckereien. Alle betrieben mit regenerativen Energien.

Das, was Gegner-Innen der Agri-PV antreibt, ist – unglaublicher weise – die Angst um die Lebensmittelversorgung. Und da macht man Agri-PV verantwortlich? Nicht bedenkend, dass auf zwei Drittel der bebaubaren Fläche Futterpflanzen angebaut werden?  Gar nicht zu reden von Ethanolfeldern? Warum tritt man dagegen nicht vehement auf? Und dabei übrigens gleich auch gegen die industrielle Tierhaltung? Das Unrecht und die Qualen, die wir Tieren antun, nur weil wir unser tägliches umwelt- und gesundheitsschädliches Schnitzel wollen, schreien zum Himmel.

Das, was ich hier vorgebracht habe, hat seine Grundlage im letzten Bericht des IPCC, vielen schon vorher geäußerten und publizierten Studien und Büchern beispielsweise von Helga Kromp Kolb, vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und vielen Universitäten wie der Boku, das Wegener Center der Uni Graz, u.v.m.

Fazit: Sollte die Gemeinde hier außen vor bleiben, wäre das nach der Ablehnung des Biomassekraftwerks der zweite große Schlag Biedermannsdorfs gegen die für uns alle lebensnotwendige Energiewende.

Uns steht wohl eine Zeit bevor, wo wir mehr ans Teilen, als an unsere Gier denken müssen. Die Endlichkeit der Ressourcen unserer Erde werden uns lehren, andere Wege einzuschlagen, die uns vielleicht - wenn wir es richtig anfangen - dorthin führen werden, wo wir alle immer schon hin wollten. Zu einem guten Leben. 

Helfen dabei kann uns die unerschöpfliche, aus menschlicher Sicht ewig vorhandene Energie der Sonne.

1 Kommentar:

  1. Bei den Einsparungsmöglichkeiten sollte man nicht nur den motorisierten Individualverkehr erwähnen, sondern auch den vielfach in diesem Ausmaß unnötigen Frachtverkehr per Schiff, Luftfracht oder LKW. Dieser wird durch unsere extrem arbeitsteiligen, global verteilte Produktionsweise befeuert, die in unsolidarischer Weise unterschiedliche Sozial- und Umweltstandards ausnützt und oft bei uns lokale handwerkliche Fähigkeiten aussterben lässt.

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