Nach Reduzierung des Individualverkehrs zu Gunsten eines komfortabler, dichter vernetzten und preisgünstiger werdenden Öffentlichen Verkehrs ist die E-Mobilität das derzeit für den Pkw-Antrieb einzig brauchbare Mittel, um die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. In Anbetracht sich hartnäckig haltender Gerüchte, wonach eigentlich Wasserstoff der Zukunftsretter ist und die Batterie immer wieder als der „Gott sei bei uns“ des Verkehrs denunziert wird, erscheint die Studie des Instituts für Umwelt und Energieforschung in Heidelberg gerade rechtzeitig. Mir ist schon klar, dass „Denk-Pest“ Infizierte, für die es weit und breit nur noch Lüge und Verschwörung gibt, auch in diesem Bereich wahrheitsresistent bleiben werden, aber die sind ja auch nicht mein Zielpublikum.
Vorweg muss festgestellt werden, dass die Wasserstoffforschung noch bei weitem nicht den Stand der E-Mobilität erreicht hat. Gut möglich, dass Wasserstoffmobilität in Jahrzehnten einen anderen Stellenwert haben wird, aber so viel Zeit steht nicht mehr zur Verfügung. Wir brauchen die Verkehrswende jetzt. Die Rede, man solle doch auf neue Antriebsmethoden warten, kann nur als gefährliche Drohung interpretiert werden. Was nicht heißt, dass die Forschung bezüglich Wasserstoff und anderen Antriebsgebieten intensiv fortgesetzt werden soll und muss.
Ein wichtiger Punkt bei den Forschungsarbeiten des Instituts war auch die Energiebereitstellung. Gelegentlich werden batterieelektrische Fahrzeuge auf Basis des jeweiligen Strommix verglichen mit Brennstoffzellen-betriebenen Fahrzeugen, bei denen die Energieträger ausschließlich aus EE-Strom bestehen. Solche hinkenden Vergleiche tragen (absichtlich?) zu Verwirrung bei.
Um die beiden wichtigsten Ergebnisse gleich einmal kurz und bündig darzustellen:
In der Klimabilanz eines Brennstoffzellenfahrzeugs liegen die Treibhausgasemissionen zwischen 56 und 75 Prozent über denen eines Batteriefahrzeugs.
In der Klimabilanz eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor, das mit strombasierten Flüssigkraftstoffen aus deutschem Strommix betrieben wird, sind die Treibhausgasemissionen rund drei Mal so hoch wie die eines Batteriefahrzeugs.
Die Produktion von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen kann nur sinnvoll sein, wenn diese vollständig klimaneutral hergestellt werden. Dies erfordert allerdings einen enormen Bedarf an zusätzlichen EE-Kapazitäten. Woher die kommen sollen? Keine Ahnung. Vielleicht aus der Atomenergie? Keine schöne neue Welt!
Übrigens: SUV bleibt SUV. Größer, schwerer, schneller sind auch hier negative Eigenschaften, die viel Fortschritt wieder zunichtemachen. Das stellt - zu Recht - der VCÖ fest.
Abgesehen davon geht die Energiewende über den PKW-Verkehr weit hinaus. In Industrie, Flug- und Schiffsverkehr beispielsweise sind Antriebsformen wie Wasserstoff sehr wohl gefragt und wohl auch notwendig. Nur gilt auch dort die Regel, nur mit EE (erneuerbarer Energie) als Grundlage ist das sinnvoll. Und zwar mit viel, sehr viel Erneuerbarer Energie. Energie, die nicht verfügbar sein wird, wenn wir weiterhin so sorglos wie derzeit damit umgehen. Und noch dazu immer wieder die Errichtung von Wind-, PV- oder Biomasseanlagen verhindern.
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