16 November 2020

Von der Erkenntnis zur Leugnung und zurück.



ERKENNTNIS
Weltklimakonferenz Toronto, 1988. 
Wissenschaft und Politik erkennen, dass die Klimaerwärmung die größte Bedrohung des Planeten seit Menschengedenken ist. Der republikanische (!) Präsident Ronald Reagan forciert die Gründung der Organisation „Intergouvernemental Panel on Climate Change (IPCC). Fast alle Länder der Welt treten ihr bei und tausende Wissenschaftler arbeiten ihr zu. Bis heute forscht sie nach Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels und zeigt Handlungsoptionen auf. 
Exxon als Klimaschützer
Davor – 1981 - hatten Forscher von Exxon (!) prognostiziert, dass die Verdopplung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre in den kommenden 100 Jahren zu einem Temperaturanstieg von 3 Grad führen werde.
Villach 1989 - Erkenntnisse
Auch in Österreich, genauer in Villach fanden sich 89 internationale Klimaforscher, die einen spürbaren Klimawandel binnen 30 Jahren vorhersagten. Das war im Jahr 1985 (Inzwischen trafen alle Vorhersagen ein). 
Weltklimakonferenz Rio, 1992. 
Die Industrienationen verpflichten sich, die Treibhausgase zu reduzieren. Die Clinton-Regierung befasst sich mit der Einführung einer Steuer auf fossile Energien.
Alles scheint in Richtung Klimaschutz zu laufen.

LEUGNUNG
Dann bricht der Krieg gegen die Wahrheit aus. 
Die Aggressoren dieses Krieges sind die globalen Öl- und Kohle-Konzerne. Sie fühlen sich nicht vom Klimawandel bedroht, sondern von den Klimaschutzmaßnahmen.
1988: Exxon beteiligt sich am Aufbau der Global Climate Coalition, eines Zusammenschlusses von Lobbyisten, klimaskeptische Desinformation betreiben. Nicht nur Öl- und Kohlekonzerne sind Mitglieder, sondern auch Chevron, Chrysler, General Motors und über 40 weitere Firmen. Wie die Kampagne aussieht, zeigt der Global Climate Science Communications plan 1998. Unter der Überschrift "Victory Will Be Achieved When ..." heißt es, die Öffentlichkeit und die Medien müssten von Unsicherheiten in der Klimawissenschaft überzeugt und diejenigen, die dann noch Klimaschutzmaßnahmen verteidigen, als "abgehoben von der Realität" dargestellt werden. Nichtsahnend von dem, was da über die liberale Gesellschaft hereingebrochen war, glaubten die Medien von der New York Times bis zu CNN, ausgewogen berichten zu müssen und ließen daher die Protagonisten der Desinformationskampagnen ausführlich zu Wort kommen.
Der Sieg über die Vernunft.
Auf dem Weg zum Sieg über die Vernunft gaben die großen Ölkonzerne allein 2015 mehr als 100 Millionen Dollar für Lobbyarbeit gegen Klimagesetzgebung aus. Die Koch-Brüder - Besitzer des fossilen Koch-Imperiums und eines geschätzten Vermögens von 100 Milliarden Dollar - sollen in den letzten Jahren bis 2017 400 Millionen Dollar investiert haben, um klimaskeptische Propaganda und rechte Meinungen zu verbreiten. Ihr Gebernetzwerk hatte 2016 ein Budget von 889 Millionen Dollar, um die Republikaner unter anderem mit PR und "data-driven-technology" zu unterstützen. Im Internet existieren Tausende von Propaganda-Websites, Videos und Social-Media-Accounts, die den Klimawandel leugnen und die Wissenschaft in den Schmutz ziehen, meist mit dem Geld der fossilen Industrie.
Die Auswirkungen.
Das Zurückfahren und Stoppen aller maßgeblichen Klimaschutzmaßnahmen während der letzten 30 Jahre, sowie die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA zeigen den durchschlagenden Erfolg dieser Lügenkampagnen. Die seriöse Wissenschaft, deren finanzielle Mittel einen Bruchteil des Reichtums ihrer Gegner ausmacht, hatte dagegen keine Chance. Es wurden pseudo-wissenschaftliche Institute und PR-Projekte geschaffen, wie der „Information Council fort the Environment (ICE), das „Global Climate Information Project“. Oder regelmäßige Publikationen, wie der „World Climate Report“. Unterstützt auch vom deutschen Verband der Braunkohleindustrie. 

ZURÜCK ZUR VERNUNFT.
Die Beweise lassen keine Leugnung mehr zu.
Angesichts immer drückender werdender Beweise der fortschreitenden Erderhitzung geraten die Klimaleugner zunehmend ins Hintertreffen. Nachdem sie etwa 30 Jahre und länger viel Geld mit dem Unglück von Millionen Menschen verdienen konnten, gelten sie heute mehr und mehr als Außenseiter und Unbelehrbare. Streng genommen müssten sie als Betrüger und Verbrecher an der Menschheit bezeichnet werden.
Die Gegenbewegung
in Gestalt vieler NGOs wie Greenpeace, in letzter Zeit auch Fridays for Future, aber auch Teile der Politik, allen voran die Grünen sind dabei, langsam die Oberhand zu gewinnen. Wobei die Widerstände noch stark sind. Während viele Ölgesellschaften und auch Teile der Autoindustrie die Zeichen der Zeit langsam – quälend langsam – erkennen, hat eben die Agrarlobby den viel gelobten New Green Deal der EU zu Fall gebracht. Zumindest im Bereich Landwirtschaft. Die Agrarlobby - ein später Lehrling der Öl- und Kohleindustrie?
Manipuliertes Bewusstsein lässt sich schwer ändern.
Aber nicht nur im Großen, auch im Kleinen ist der Schaden jahrzehntelanger Desinformation bis heute erkennbar, wenn über die Klimakrise gesprochen wird. Immer noch gibt es Menschen, die die Not nicht realisiert haben, aus der heraus dringend benötigte Maßnahmen für die Energiewende durchgeführt werden sollen. Da heißt es dann, man solle „die Kirche im Dorf lassen“. Oder man solle „nichts überstürzen“. Oder man führt gar die Kosten ins Treffen, völlig außer Acht lassend, dass diese Kosten uns retten würden.
Hoffnung
Aber immerhin. Hier ein kleiner Auszug aus den vielen Hoffnung machenden Ereignissen:
  • Trump wurde deutlich abgewählt
  • Die Grünen wurden wegen ihrer ökologischen Kompetenz in die Regierung Österreichs gewählt.
  • In Schweden gibt es ein kürzlich eröffnetes Stahlwerk, das ohne fossile Brennstoffe auskommt.
  • Die Forschung betreffend alternative Antriebe für den Individualverkehr, aber auch für die Öffies läuft auf Hochtouren.
  • Die Materialwissenschatler der Uni Salzburg arbeiten an recyclingfähigen Beton. Bei einem Wohnbauprojekt in Schwarzach mit rund 30 Wohnungen werden bereits 900 Tonnen Recyclingmaterial verbaut.
  • Im Rahmen des EU-Projekts „HyMethShip“ vom LEC (Large Engines Competence Center) und der TU Graz wird an einem neuen Antriebsystem für Schiffe mit Wasserstoffbasis gearbeitet. Die Entwicklung soll 2022 abgeschlossen sein.
  • Das Eingangsbild oben zeigt das Solarkraftwerk Ivanpah in der Mojave-Wüste. Mit Sonnen- und Windkraft wird bis 2024 mehr Strom erzeugt als aus Kohle. Trump hin oder her. 
Die Erkenntnis, dass wir nicht nochmal 30 bis 40 Jahre Zeit haben, scheint sich doch langsam durchzusetzen. Hoffentlich geht sich´s aus.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Radweg - wir brauchen Einsicht

  Die Lückenschließung des Radweges von Wiener Neudorf über die Autobahnbrücke auf Biedermannsdorfer Seite hat - endlich - begonnen. Die daz...