16 Januar 2023

Die Wahrheit ist eine Tochter der Perspektive



Hätten manche wohl nicht gedacht, dass ein Zitat des VP-Politikers Andreas Kohl - wenn auch abgewandelt - seinen Weg in diesen Blog finden würde. Er wird mir sicher Recht geben, denn er gehört zu einer Partei, die es sehr gut versteht, die jeweils für sie günstigste Sichtweise herauszufinden. Mit einer rasch wechselnden Perspektive ist man weit besser dran, als wenn man ständig auf die Zeit Rücksicht nehmen muss. "Situationselastisch" den Standpunkt wechseln. Das ist auch so eine VP-Masche.

Niederösterreich ist Österreichischer Versiegelungsvizemeister. Meister ist das Burgenland. Richtig? Natürlich. Niederösterreich belegt mit 409 m² pro Einwohner/in den zweitschlechtesten Platz gleich hinter dem Burgenland, das sich mit 510 m² versiegelter Fläche pro Person für den Spitzenplatz schämen darf. Sparmeister im Bodenverbrauch sind die Wiener mit nur 58m² pro Person.

Warum nur behauptet die VPNÖ das Gegenteil? Nämlich, dass sie am zweitBESTEN ist? Ganz einfach: Sie wechselt die Perspektive. In Niederösterreich und Burgenland ist der Dauersiedlungsraum am größten von allen Bundesländern. In bergigen Ländern, sowie in der Großstadt Wien ist er naturgemäß am kleinsten. Vergleicht man nun die versiegelte Fläche mit dem Dauersiedlungsraum, ist der Prozentsatz deutlich niedriger als beispielsweise in Wien oder in Tirol. Ein fairer Vergleich? Das nicht, aber er schönt die Versiegelungsbilanz der VPNÖ. Wer wird denn da so ungeschickt sein und den Bodenverbrauch pro Person ansehen?

Genaueres hier: https://www.profil.at/faktiv/nein-oevp-niederoesterreich-hat-nicht-den-geringsten-bodenverbrauch/402065644

Bei der Gelegenheit: Beim Klima gibt es denselben Vergleich. Was wird nicht gejammert, wie gering doch die Menge an Emissionen sind, die Österreich im Vergleich zu China oder Indien ausstößt? Klar - vergleicht man die absoluten Zahlen, stimmt das auch. Aber nimmt man den Emissionsausstoß pro Person her, wird schnell klar, dass wir in Österreich zu den absoluten Weltmeistern im Emissionsspiel gehören.

In Österreich ist eine Person durchschnittlich für drei- bis fünfmal so viel Treibhausgas-Emissionen verantwortlich als beispielsweise eine Person in Indien. Insofern ist es ziemlich unfair, von den Indern zu verlangen, ihre Emissionen zu reduzieren, wir selbst aber diese Absicht keinesfalls haben. Staatsgrenzen haben damit gar nichts zu tun.

Solche Zahlenspiele sind es, die über Jahrzehnte Klimaschutzmaßnahmen verhindert haben. Ein Erfolg der Klimaleugnerfraktion, die solche Scheinargumente erfolgreich in Umlauf bringt und brachte.

Das Klima kennt keine Staatsgrenzen und wenn wir heute sagen, dass China, die USA und Indien für die Hälfte der Emissionen verantwortlich sind, dann ist es die andere Hälfte für alle anderen. Eine Hälfte ohne der anderen funktioniert nicht. Tja, da werden sich auch die etwa 170 Klein- und Kleinststaaten anstrengen müssen. Also bitte auch hier: Die Perspektive wechseln kann eingebildete und herbeifabulierte Pseudoleistungen sehr schnell heilen!

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