16 Mai 2021

Biedermannsdorfs Energiezukunft



Beim heutigen offiziellen Lokalaugenschein kamen etwa 40 Bürgerinnen und Bürger aus Biedermannsdorf zum Standort der künftigen Biomasse-Anlage. Es hatte zwar zuvor schon eine virtuelle Infoveranstaltung gegeben und wir informieren auch regelmäßig in allen zur Verfügung stehenden Medien, aber eine Präsenzveranstaltung wie sonst üblich, hat die Pandemie bisher erfolgreich verhindert. So entschlossen wir uns, das Problem mit einem Spaziergang zum Standort zu lösen.

Fragen aus dem Publikum wurden von Mitarbeitern der EVN beantwortet. Was leicht war, denn es wurde tatsächlich keine Forderung – sei es die Optik oder der Naturschutz – unerfüllt gelassen. Diese Symbiose zwischen Klimaschutz und Naturschutz ist tatsächlich bisher einzigartig.

Eine längere Diskussion gab es über die Herkunft der Hackschnitzel. Das Gerücht, wonach diese aus Deutschland, der Slowakei, ja sogar aus den Urwäldern Rumäniens kämen, hält sich hartnäckig. Tatsache ist, dass das Material aus der österreichischen Forstwirtschaft im Radius von ca. 70 Kilometern stammt.

Der diesem Gerücht zugrunde liegende Denkfehler besteht im Ignorieren der Tatsache, dass es in Österreich einen stetig wachsenden Waldanteil gibt. Die Waldfläche ist so groß wie seit hunderten Jahren nicht mehr. Beinahe die Hälfte Österreichs ist mit Wald bedeckt. Und er wuchs währen der letzten 10 Jahre um 3.400 Hektar pro Jahr weiter. Das entspricht 4.762 Fußballfeldern. Das heißt allerdings nicht, dass es dem Wald gut geht. Trockenheit und Hitze setzen den Bäumen zu. Auch, weil die Mehrheit aus Fichtenmonokulturen besteht, die der Klimaveränderung nahezu wehrlos ausgeliefert sind. Es kommt daher zu den üblichen Forstabfällen auch Schadholz hinzu. Hackschnitzel aus Deutschland, Slowenien oder gar Rumänien heranzukarren, erscheint unter diesem Gesichtspunkt doch eher schildbürgerhaft.

Der Verdacht, dass es in Rumänien Raubbau an den letzten wirklichen Urwäldern gibt, verübt nicht nur von Rumänen, wird schon stimmen. Glaubhafte Berichte davon gibt es. Doch das Holz, das dort entweder infolge ungenügender Gesetze, Korruption oder einfach nur Diebstahl den Weg in den europäischen Möbel- und Baustoffhandel findet, besteht selbstverständlich nicht aus Forstabfällen oder Schadholz. Das ist eine ganz andere Kategorie des „Holzhandels“. Fälschlicherweise scheinen diese Vorgänge mit der Beschickung von Biomasse-Anlagen in Verbindung gebracht zu werden.

Wer mehr über den österreichischen Wald, seine Funktionen und die Sorgen und Freuden jener, die von ihm leben, lesen möchte, kann das hier tun.




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