24 September 2020

Der "One Health-Ansatz"



Weil derzeit wieder so viel die Rede ist von Impfung, Masken, allen möglichen richtigen und falschen Maßnahmen. Ein Karneval an Meinungen. Kein Tag vergeht, ohne dass einem genau erklärt wird, warum welche Statistik irreführend ist und nach welcher man sich richten soll. Warum die Ampel Sinn macht oder warum nicht, abhängig davon, auf welcher Seite man steht. Was mir dabei auffällt ist: Alle reden über Symptombekämpfung.

Es wird Zeit, wieder einmal daran zu erinnern, dass es für diese Pandemie eine Ursache gibt. Es handelt sich hier nämlich um eine Zoonose, d.h. eine Krankheit, die von Wildtieren auf Menschen überspringt. Möglich wird das, wenn Menschen einen besonders engen Kontakt zu Wildtieren haben. Und den haben wir. Allerdings nicht, weil wir Tiere so sehr lieben, sondern weil wir Krieg gegen die Natur führen und Lebensräume anderer Lebewesen permanent vernichten. Das hat uns nicht nur die Klimakrise beschert, sondern auch Covid-19. Zoonosen sind nichts Neues. Ebola, HIV, Anthrax-Sporen und vieles mehr hat es immer schon gegeben. Die Wissenschaft hat etwa 3000 Viren beschrieben. Es soll aber Millionen davon geben. In Wirklichkeit hat man keine Ahnung, was da noch auf uns zukommt.

Um auf die Ursache zurückzukommen:
"Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Teil des Problems sind, weil wir es waren, die diese Situation geschaffen haben. Der Mensch misshandelt die Erde, raubt den Tieren wichtige Freiräume, verkauft Wildtiere auf Märkten in Großstädten, die wegen mangelnder Hygiene, Armut und sozialer Ungleichheit ein einziges Pulverfass sind."
Ilaria Capua, Virologin. Sie leitet das Zentrum "One Health" der Universität von Florida.

Es ist die gleiche Eigenschaft, die uns schon die Klimakrise beschert hat. Die gierige Ausbeutung der Erde. Die Unempfindlichkeit gegenüber dem Leiden von Mensch, Tier und Natur.

Denn nicht nur in Urwäldern können Krankheiten ausbrechen. Nicht nur auf Tiermärkten wie jenem im chinesischen Wuhan. Sondern auch in vollgestopften Schweineställen bei uns.

Der Ohne-Health-Ansatz der WHO: Die Gesundheit von Tieren, Menschen und der Umwelt gehört zusammen. Wenn man Probleme wie verunreinigte Lebensmittel, multiresistente Keime oder eben Zoonosen wirklich lösen will, geht das nur, wenn man die Systeme in ihrer gesamten Komplexität erfasst.

Das heißt nichts anderes, als dass wir unser Leben ändern müssen. Unsere Konsumgewohnheiten, unsere Ernährung, unsere Gier nach immer mehr von allem. Das heißt aber auch, dass wir die Politiker wählen müssen, die die Rahmenbedingungen dafür schaffen, damit wir das auch können.


Karl Wagner


1 Kommentar:

  1. Leider stimmt jedes Wort im obigen Kommentar. Wir sollten bei uns selbst anfangen, die Natur und ihre Zusammenhänge zu verstehen und Naturschutz vor unserer eigenen Haustüre betreiben. Sieht denn niemand den vielen Müll, der auf den Straßen, Wegen und in den Feldern und Wäldern liegt?
    Alle wollen den Regenwald in Südamerika schützen ohne zu wissen, dass wir selbst unsere Wälder seit Jahrzehnten durch Monokulturen (Nadelhölzer) verkommen haben lassen, dass wir Verkarstungen und Wüstenbildungen selbst geschaffen haben durch rücksichtsloses Abholzen für kriegerische Schiffsflotten (Iberische Halbinsel, Italien etc.),(Armada usw.).
    Was unsere Umwelt betrifft, ist es nicht 5 vor 12, ich fürchte, es ist bereits 5 nach 12...

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