Im Jahr 2031 rast ein Zug um die Welt. An Bord
sind die einzigen Überlebenden. Sie würden sterben, wenn der Zug anhielte. Denn
Wissenschaftler hatten ein Jahrzehnt zuvor versucht, mit Chemikalien in der
Erdatmosphäre den Klimawandel zu stoppen. Der Ausgang des Experiments war
fatal. Die Forscher leiteten eine globale Eiszeit ein. Das ist der Plot der
Hollywood-Distopie „Snowpiercer“.
Tatsächlich versuchen sich Forscher heute als
Weltingenieure, die in globale Naturprozesse eingreifen. Geoengineering wird auch
in vernünftigen Wissenschaftskreisen durchaus ernst genommen.
Die Möglichkeiten technischer Klimamanipulationen
sind vielfältig, wobei das Anpflanzen von Biomasse noch zu den bodenständigeren
Varianten gehört. Dazu wären riesige Flächen nötig, die dann für die Ernährung
verloren wären. Denn diese Pflanzen würden nach der Ernte verbrannt und das
dabei entstehende Kohlendioxid aufgefangen und unterirdisch deponiert werden. Zu
den radioaktiven Abfällen aus unseren Atomkraftwerken kämen dann noch als
kleine Draufgabe Massen von CO2 dazu.
Selbst das massenhafte Anpflanzen von Wäldern
als CO2-Speicher findet nicht nur Fürsprecher, weil dadurch helle Flächen
dunkler werden und die Erde somit mehr Wärme aufnehmen würde.
Gravierender sind Gedankenspiele über Mauern
am Meeresboden. Bis zu 100 Meter hohe Mauern im Meer vor Gletschern sollen das
warme Wasser am Meeresboden davon abhalten, in das Eis einzudringen und es zum
Schmelzen zu bringen. Manche Gletscher sind 100 Kilometer breit, das
Baumaterial würde alles in den Schatten stellen, was auf der Erde je erbaut
wurde.
Es gibt noch weitere phantastisch anmutende
Ideen wie das Ausbringen von Schwefelpartikeln in der Atmosphäre, um
Sonnenlicht fernzuhalten oder das Aufhellen von Wolken durch Aufwirbeln von
Aerosolen über den Ozeanen.
„Hybris“ oder auch „Playing God“ nennen
Kritiker diese Eingriffe in die Natur, also in die Klima- Wasser- und Lebenskreisläufe
des Planeten, wobei die Wissenschaft derzeit noch weit davon entfernt ist,
diese Kreisläufe wirklich zu verstehen. Wenn es beispielsweise in China kühler
wird, gehen dann in Indien die Reisfelder kaputt? Wer entscheidet, was wie wo
und wie lange gemacht wird?
Wir müssten dazu eine Weltregierung haben, die
gegen jegliche Form von politischer Einflussnahme das Geoengineering regulieren
würde. dazu kommt, dass das nie testbar sein wird. es gibt keinen Testfall, es
gibt nur den Anwendungsfall (Lilli Fur von der Heinrich-Böll-Stiftung).
Schwerwiegend ist auch, dass die Menschen versuchen könnten, mit
Geoengineering ihre Maßlosigkeit und Brutalität, mit der sie die Ressourcen der
Erde verbrauchen, zu rechtfertigen .
Jemand schrieb einmal, dass unsere technischen Errungenschaften
unserer geistigen Entwicklung weit voraus seien. Erich Kästner verdanken wir die Erkenntnis, wir seien immer noch die alten Affen, nur dass wir nicht mehr auf den Bäumen hocken und Wasserklosetts haben.
Zugegeben, wir sind dabei, die Differenz zu verringern. Es müsste nur schneller gehen.
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