10 November 2019

Die fünfte Generation. 5G Zwischen hoffen und bangen.



Lautlos gleiten die fahrerlosen Kleinbusse die Straße entlang. Am Straßenrand stehen in Abständen von einigen Kilometern kleine überdachte Bediensäulen. Drückt man einen roten Knopf, bleibt der nächste Bus stehen und öffnet die Türe. Im Inneren kann man auf einem Touchscreen die Haltestelle wählen, an der man aussteigen möchte.

Das ist ein Beispiel unserer möglichen Zukunft. Dazu kommt dann noch die Smart City, E-Health und künstliche Intelligenz. Das Internet der Dinge.

Zukunftshoffnungen, 
die – glaubt man dem Österreichischen Infrastrukturreport 2020 – ohne das neue 5G-Mobilfunknetz nicht möglich sein werden. Eine andere Studie besagt, dass bis zum Jahr 2030 bei einem entsprechenden Ausbau von 5G und Breitband 35.000 Arbeitsplätze entstehen könnten. Das jährliche BIP würde um 32 Milliarden Euro steigen (gelesen im Kurier).

Ausrollung von 5G ab 2020.
Wie in der Ö1-Sendung Matrix am 11.10. zu erfahren war, sollen bis Ende 2020 100 Megabitanschlüsse als Voraussetzung für das schnelle Mobilfunknetz verfügbar sein. Bis Ende 2023 soll es 5G für die Hauptverkehrsverbindungen geben und bis Ende 2025 für ganz Österreich.

Also alles gut? 
Wie so oft bei Neuerungen ist ein klares „Ja“ nur mit Vorbehalt möglich. Nämlich vorbehaltlich keiner gesundheitlichen Konsequenzen. Matrix gibt zunächst überwiegend beruhigende Nachrichten betreffend Gesundheit weiter. 
Lt. Deutschem Krebsinformationsdienst gilt es als sicher, dass weder nieder- noch hochfrequente Felder stark genug sind, um Atome und Moleküle direkt zu verändern. Das schaffen nur UV-Strahlen, Röntgenstrahlen und Gammastrahlen. Das heißt auch, elektromagnetische Felder können die Erbinformationszellen nicht so schädigen, dass Krebs entsteht. 
Das gilt für die derzeitigen Mobilfunkfrequenzen und auch für die Frequenzbereiche, die 5G künftig nutzen wird.

Kann man Grenzwerten trauen?
Und das Österr. Bundesministerium für Verkehr teilt mit: „Die Strahlenbelastung von 5G wird bestehende Grenzwerte nicht überschreiten.“ Wobei das mit den Grenzwerten so eine Sache ist. Ich muss an die Feinstaubgrenzwerte denken, die extrem unterschiedlich zwischen Europa, den USA und der UNO sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie in Europa bei weitem zu hoch sind. Rückschlüsse auf 5G-Grenzwerte liegen nahe.

Verringerte Strahlung durch 5G?
Andererseits sollen zwar die Sendeanlagen mehr werden, nicht aber die Sendemasten. Die Sendeanlagen sollen sehr klein sein, ähnlich wie Wlan-Modems. Diese können dann in bestehende Anlagen wie Gebäuden, Ampeln, Lichtsäulen, etc. eingebaut werden. Das bedeutet eine Verdichtung der Sender, was zur Folge haben soll, dass die Leistungen drastisch runtergehen. Das wiederum verringert die Strahlung für die Bevölkerung. Wenn das so ist, kommt 5G mit weit weniger Strahlung aus als der derzeitige Mobilfunk.

Was sagt Umweltmediziner Hans Peter Hutter von der Med-Uni Wien dazu? 
Für ihn ist der Mehrwert von 5G höchst unklar. Zu erwarten ist die Nutzung von Millimeterwellen (Wellenlänge im Bereich von ein bis zehn Millimeter). Solche Wellen dringen nicht tief in den Körper ein, aber sie können in der Haut zu gesundheitsrelevanten Wirkungen führen. Fakt ist, dass ohne jede Prüfung der biologischen und gesundheitlichen Auswirkungen erneut eine Technologie flächendeckend installiert wird. Soweit der Umweltmediziner.

Ein Bruch des europäischen Vorsorgeprinzips. 
Eines Prinzips, aufgrund dessen übrigens Glyphosat in der EU verboten werden soll. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Andererseits - Mobilfunk verbieten ist heute selbstverständlich undenkbar. Zu sehr sind wir abhängig geworden. 
Allerdings ist festzuhalten, dass es die unklare Gesundheitslage schon seit 1G ,2G, 3G und 4G gibt. Wir leben also schon recht lange mit diesem Risiko. Ist es ein Risiko?
Hutter entkräftet bis zu einem gewissen Grad sein eigenes Statement: Üblicherweise sind die Werte von Basisstationen und Antennen – das weiß man aufgrund von Messungen – sehr gering. Bisher wurden keine Gesundheitsbeeinträchtigungen festgestellt. Dazu muss man aber wissen, dass es in diesem Bereich kaum Studien gibt. Mediziner raten daher zur Vorsicht.Wie zum Beispiel auch der Oberste Sanitätsrat (OSR) in Österreich. Er ist das wichtigste Gremium der öffentlichen Gesundheit.

Vorsichtig sein sollte man aber auch gegenüber Handymastverteuflern. Eine neutrale Beurteilung der Situation können wir allerdings auch von der Gegenseite, den Mobilfunkunternehmen, nicht erwarten.

Expert*innen gehen davon aus, dass die größte Belastung von den Endgeräten ausgeht. Also das Smartphone, das man sich ans Ohr hält. Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt einige simple Empfehlungen im Umgang mit dem Mobiltelefon. Zum Beispiel das Telefon beim Rufaufbau nicht direkt an den Kopf halten und bei schlechtem Empfang lieber nicht telefonieren. Eine Freisprecheinrichtung benutzen, denn schon wenige Zentimeter Abstand zum Körper reduzieren die Strahlenbelastung. Ich füge hinzu: Wenn möglich auf die Lautsprechereinrichtungen der Smart Phones zurückgreifen. 

Fazit: Immer mehr Elektrizität im Auto, im Haus und im öffentlichen Raum setzen uns unbekannten Gesundheitsrisiken aus. Dazu kommt – auf Wunsch der meisten Menschen wohlgemerkt – WLAN in allen Lebensbereichen. Diesbezüglich scheint das Mobilfunknetz, ob 4G oder 5G, nur ein unerforschtes Risiko von vielen zu sein. Die meisten von uns können und wollen sich davon nicht distanzieren. 

Es hilft daher wohl nur ein vernünftiger, sensibler Umgang mit den technischen Errungenschaften, vor allem bei Kindern. Es wird Zeit, wieder einmal daran zu denken.

Karl Wagner

3 Kommentare:

  1. Der Vergleich der Glaubwürdigkeit von Grenzwerten für Feinstaub und zellschädigende Auswirkungen von elektromagnetischer Strahlung hinkt: Für den Feinstaub gilt, dass keine Grenze angegeben werden kann, unter der Schädigungen ausgeschlossen sind. Dies mag auch daran liegen, dass der Feinstaub, auch in kleinsten Dosen aufgenommen, im Körper verbleibt und kumuliert wird. Der ionisierende Effekt von elektromagnetischer Strahlung beruht auf Effekten, die von einzelnen Austauschteilchen dieser Strahlung, den Photonen, ausgelöst werden. Für das Herauschlagen eines Elektrons aus dem Atom (einer Zelle) ist eine genau definierte minimale Energie nötig, die der Bindungsenergie dieses Elektron entspricht. Diese ist ausschließlich von der Frequenz der Strahlung abhängig. Liegt diese unter einem kritischen Wert, reicht die Energie einfach nicht aus - also eine rein digitale Sache. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetische_Welle#Biologische_und_chemische_Wirkung

    Anders ist es mit der thermischen Wirkung. Man kann sich aber leicht ausrechnen, wie auch eine relativ hohe abgestrahlte Leistung mit dem Quadrat der Entfernung rasch abnimmt.

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  2. Der Vergleich mit Grenzwerten hinkt nicht. Es liegt doch auf der Hand, dass mehr Feinstaub schädlicher ist als weniger. Ebenso wird es mit Strahlung sein. Mehr ist schädlicher als weniger. Und wenn die europäischen Grenzwerte sich möglicherweise nach Erfordernissen der Autoindustrie richten, so kann es durchaus sein, dass sich die Strahlungsgrenzwerte nach den Erfordernissen der Mobilfunkindustrie richten.

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