19 Dezember 2024

Stay woke

Im Jahr 1931 wurden neun afroamerikanische Jugendlich in der Stadt Scottsboro, Alabama, wegen Vergewaltigung zweier weißer Mädchen angeklagt und zum Tod verurteilt. Wegen krasser Verfahrensmängel, rassistischem Charakter der Verhandlungen und daraus resultierenden Protesten wandelte man zunächst die Todesurteile in lebenslangem Kerker um. Nach vielen Jahren wurden die jungen Männer, die unschuldig waren, begnadigt. Sie erholten sich nie mehr von diesen Schreckensjahren. 

Der Folksänger Lead Belly besang mit seinem Song "Scottsboro Boys" diese traurige und schändliche Geschichte aus dem amerikanischen Rassismus und schloss mit den Worten: 

"Stay woke, keep your eyes open". 

Womit er aus der damaligen Situation heraus vor allem die Wachsamkeit gegen die amerikanische Strafverfolgung aber auch gegen Manipulation und Täuschung meinte.

Damals machte sich "woke" auf, um die Reise in die Welt anzutreten. 2014 wurde "stay woke" nach der Tötung von Michael Brown durch die Polizei im Black Lives Matter-Aktivismus allgemein gebräuchlich.

Heute versuchen Rechtsextremisten und leider auch Konservative, diesen Ausdruck zu desavouieren und damit Menschen, die für Gerechtigkeit, Demokratie und Gleichberechtigung eintreten, abzuwerten. Wenn man nun weiß, dass "woke" für das Leid steht, das farbigen Menschen widerfahren ist und noch immer widerfährt, kann man ermessen, was für ein mieses Unterfangen das ist, was zunehmend auch die sog. Mitte teilt.

Wachsamkeit ist heute wichtiger denn je. Gegen Rassismus, gegen faschistoide Umtriebe, gegen demokratiegefährdende Manipulation und Hetze, aber auch gegen Frauenfeindlichkeit und generell gegen Diskriminierung.

Daher in diesem Sinne jetzt erst recht die Aufforderung für 2025:

Stay woke, keep your eyes open! 


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