Viel ist die Rede davon, dass Umweltschützer Verzicht predigen. Auch den Grünen wird oft vorgeworfen, Verbote und Verzicht zu verlangen. Dabei brauchen wir ja auf gar nichts zu verzichten. Sagt Nehammer, für den Klimaschutz neuerdings ein Untergangsirrsinn ist. Eines vergisst er: würde sich die Umweltpolitik an der Einstellung dieses Herrn orientieren, kämen wir mit 100-Prozentiger Sicherheit genau dahin, wovor er warnt.
Ein schönes Beispiel ist die Biokraftstoff-Legende, wonach wir ja nur den Tankinhalt wechseln müssen und schon ist die Verkehrswelt in Ordnung. Das Deutsche Institut für Energie und Umweltforschung hat in einer Studie verschiedene Auswirkungen auf Boden und CO2-Einsparung untersucht und stellte Biokraftstoff aus Anbaumasse ein vernichtendes Urteil aus.
Zitat aus dem entsprechenden Artikel aus „Die Zeit“: „Die Einsparung an Treibhausgasemissionen durch den Einsatz von Anbau-Biokraftstoffen anstelle von fossilen Kraftstoffen betrug in 2020 nach amtlichen Angaben 9,2 Mio. t CO2-Äq. Würde man auf diese Einsparung verzichten und stattdessen auf den für Biokraftstoffe belegten Flächen natürliche Vegetation aufwachsen lassen, wäre dadurch eine mittlere jährliche Kohlenstoffbindung von über 16 Mio. t CO2 möglich. Diese CO2-Opportunitätskosten der Biokraftstoffproduktion liegen deutlich höher als die Emissionsminderung durch den Ersatz von fossilen Kraftstoffen. Und nicht nur das: der Anbau der für Biokraftstoffe benötigten Pflanzen bindet Fläche, die bei einer Renaturierung auch für Solarstrom für Elektroantriebe zur Verfügung stünde – und eine weitaus größere CO2-Einsparung mit sich brächte.
Der ernüchternde Schluss der ifeu-Studie (ifeu gGmbH: Institut für Energie- und Umweltforschung ): Die Belegung riesiger Flächen weltweit zur Produktion von Anbau-Biokraftstoff für deutsche Autos ist eine gigantische Verschwendung der extrem wertvollen und limitierten Ressource Landfläche.“
Von dieser wären übrigens nur etwa 3 Prozent der Fläche für Biotreibstoff nötig, würde man statt der Pflanzen die Sonne nutzen. Auch das ist in der besagten Studie nachzulesen.
Die Studie steht hier zum Download bereit.
Übrigens bin ich seit kurzem Besitzer eines Klimatickets. Einsteigen, wo man will und fahren, so weit man will ist ein extrem angenehmes Reisen, finde ich. Zugegebenermaßen rentiert sich das österreichweite Jahresklimaticket erst bei einer intensivierten Inanspruchnahme des öffentlichen Verkehrs so richtig. Für mich bedeutet das allerdings – nachdem ich den Preis nun mal bezahlt habe – einen zusätzlichen Anreiz, beispielsweise mit dem Bus nach Mödling zu fahren. Oder mit dem ICE nach St. Pölten. So wie vor einigen Tagen zum dortigen Landhausplatz. Seit ich Bahn und Bus nutze, steht mir mehr Zeit zur Verfügung, längst fällige Beiträge zu schreiben oder Mails zu lesen und zu beantworten. Ganz anders, als ich es erwartet hatte, bedeutet die Öffie-Nutzung einen Zeitgewinn!
Wahrscheinlich werden jetzt wieder einige den Autoverzicht betrauern. Ihnen sei geraten: öffnet euch Neuem, dazu gehört auch, ein Auto – wenn man es schon braucht - zu teilen, statt es 90 Prozent der Zeit nutzlos herumstehen zu lassen. Und freut euch auf eine andere Zukunft. Es stimmt, eine neue, andere Mobilität erfordert neue, andere Lebenseinstellungen. Diese können aber auch – Überraschung – zu mehr Zufriedenheit und Gesundheit führen. Und dadurch zu mehr Frieden. Und womöglich ist damit sogar ein gewisser Wohlstand gesichert. Womit nicht Konsumsucht gemeint ist. Man muss den Pfad nur weiterverfolgen.
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