24 September 2022

Eine Ehrung für Biedermannsdorf - Ein lachendes und ein weinendes Auge für Niederösterreich

 

"Die Gemeinde Biedermannsdorf wurde beim Gemeindetag 2022 in Grafenegg feierlich für ihre vielfältigen Projekte im e5-Programm mit zwei „e“ prämiert und von LH Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf ausgezeichnet.

BEZIRK MÖDLING. „Das Land Niederösterreich hat eine lange Tradition bei der Energiewende und beim Klimaschutz“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ergänzt: „Das e5-Programm ist in Niederösterreich ein Erfolgsmodell. 2010 waren ‚nur‘ zehn Gemeinden dabei, heute sind es bereits 65 niederösterreichische Gemeinden, die in der Gemeinde-Energie-Champions-League mitspielen.“"

Soweit der Auszug aus "Mein Bezirk.at" . Bestimmend für die Auszeichnung waren hauptsächlich die ehrenamtlich betriebene Initiative "Energiezukunft Biedermannsdorf", sowie zahlreiche energetische Maßnahmen in Gemeindegebäuden wie PV und Fernwärme. Eine Rolle spielte auch die Mitgliedschaft an der Anrufsammeltaxi-Gemeinschaft des Bezirks. Dass wir darüber hinaus eine Klimabündnis- und Natur-im-Garten-Gemeinde sind war sicher auch ein Positivum.

Vertreten waren mehrere Hundert Gemeinden mit über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Natürlich freue ich mich über die Anerkennung. Es ist ein gutes Gefühl, wenn das, was man tut, gewürdigt wird, keine Frage. Es gibt ja für alles eine Zeit, nicht wahr? An diesem Tag war es Zeit, zu feiern. Aber es muss auch eine Zeit der Kritik geben. Und die ist mit Ablauf dieses Tages angebrochen. 
 

In Niederösterreich sind 65 Gemeinden e5-Gemeinden. Insgesamt gibt es in unserem Bundesland aber weit über 500. Man kann sich aussuchen, ob man diesen Anteil positiv oder negativ sehen will. Jedenfalls ist noch sehr viel Luft nach oben, wie ich finde. 

Auch sonst ist es in Niederösterreich nicht überall zum Besten bestellt. Zum Beispiel müssen wir uns von der Leitha verabschieden. Der Fluss ist nahezu verschwunden. Nicht nur Gletscher sterben, auch Flüsse. Wobei hier nicht nur die Erderhitzung die Schuld trägt, sondern auch Menschen, die zuviel Wasser entnehmen. 7,5 Kubikmeter pro Sekunde bei Neunkirchen aus der Schwarza (die am Zusammenfluss mit der Pitten zur Leitha wird) und in Katzelsdorf 3,5 Kubikmeter pro Sekunde. Bürgermeister Harald Hahn aus Zillingdorf fordert dringend, dass das Problem endlich erkannt wird. Das Problem wurde noch nicht erkannt? Kann das sein? 

Es gibt noch andere Beispiele, die Fragen aufwerfen. Ist die PV-Zonierung für Freiflächen ausreichend? Ist die Windkraft gut ausgewogen zwischen Vogel- und Insektenschutz einerseits und Energiewendeziele andererseits platziert? 
Wird die Versiegelung und Straßenbau endlich bald wirksam reduziert?
Wird die Bevölkerung ausreichend eingebunden und informiert? Jubelmeldungen allein werden da nicht reichen.

Auch eine Aktivistin von Fridays for Future fand, dass nicht alles eitel Wonne ist und erzwang für sich außer Programm eine kurze kritische Ansprache, worin sie ihren Protest gegen Fracking (die OMV war oder ist ja bestrebt, das im Weinviertel zu betreiben) zum Ausdruck brachte und Landeshauptfrau Mikl-Leitner vorwarf, damit einverstanden zu sein. Diese bestritt das entschieden und im Moment auch glaubwürdig. Irritierend ist allerdings, dass die ÖVP im Landtag gegen den Antrag der Grünen stimmte, kein Fracking in NÖ zuzulassen. Wie auch immer. Ich bewundere den Mut und die Tatkraft der jungen Leute, die sich für ihre Zukunft einsetzen. Wie sie das tun, darüber kann es verschiedene Meinungen geben. Aber dass sie es tun, ist wichtig und sinnvoll. Die beiden Jungs vor der Festhalle habe ich mit einem Foto verewigt. Sie sorgten für einen kleinen, aber feinen Kontrapunkt.


Und nun sollte und wird wohl wieder die Zeit der Arbeit anbrechen. Denn auf  Lorbeeren ausruhen heißt Abstieg. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften viele weitere Erfolge auf dem Weg zur Energiewende erzielen werden.

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