Corona hat Ruhe verordnet. Muße. Ein
altmodisches Wort. Sollte aber wieder modern werden, weil Muße zum Denken
anregt. Noch dazu, wenn mir ein altes Foto wie dieses in die Hände fällt. Was
wollte ich damals eigentlich werden, im Jahr 1962? Was ist bisher geschehen in
meinem Leben? Was habe ich richtig, was falsch gemacht? Habe ich Anteil an dem
Zustand unserer Umwelt? Viele Jahrzehnte waren Arbeit, berufliche
Karriere, Urlaub und Vergnügen vorrangig. Vor allem war ich selbst mein Ziel.
Meine Karriere, meine Hochzeit, mein Urlaub, mein Verdienst,
Bevor ich zu den sogenannten Erwachsenen
zählte, oder zählen wollte, gab es aber schon noch Anderes. Rebellisches, das
sich in Proteste gegen die Alten niederschlug.
Gegen den Vietnamkrieg, gegen die Atomversuche
im Pazifik, gegen die Apartheit in Südafrika,
Damit unterschied ich mich nicht von vielen
anderen Jugendlichen, die mit der Auffassung und dem Leben der Alten nicht
einverstanden waren.
Wir fühlten uns gut dabei. Und wenn uns die
Alten Undankbarkeit vorhielten, weil es uns ja gut ging, wenn sie sagten sie
selbst hätten ja nichts gehabt, es war ja nix da, dann war unsere gängige
Antwort: „hättet´s nicht alles zerbombt, dann wär was da g´wesen“. Kein
Mitleid. Obwohl Mitleid, oder vielmehr Respekt mit all jenen, die nicht zu
allem ja gesagt hatten damals, sondern dagegen waren, angebracht gewesen wäre.
Aber insgesamt war das der große Fehler der
vorangegangenen Generationen. Dass sie zwei verheerende Weltkriege ausgelöst
hatten. Und der Fehler der nachfolgenden beiden Generationen? Unser Fehler? Wir
führen Krieg gegen die Natur. Und wie bei jedem Krieg wird es keine Gewinner
geben.
Ein Unterschied aber bleibt: Unsere Großeltern
konnten wieder aufbauen, was sie zerstört hatten. Wir und unsere Kinder werden
das nicht können. Wir können nur hoffen, dass es bei zwei Grad bleibt und die
Opfer nicht zu groß werden.
Und jetzt, in diesen Tagen der Corona-Krise hoffe
ich, dass einiges von dem vielen, das uns diese Krise lehrt, hängenbleiben
wird. Eines habe ich aber schon vorher gelernt. Man muss dafür sein.
Für Solidarität, für eine gesunde Umwelt, für
Mitgefühl, für Verteilungsgerechtigkeit.
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