31 März 2020

Man muss dafür sein...


Corona hat Ruhe verordnet. Muße. Ein altmodisches Wort. Sollte aber wieder modern werden, weil Muße zum Denken anregt. Noch dazu, wenn mir ein altes Foto wie dieses in die Hände fällt. Was wollte ich damals eigentlich werden, im Jahr 1962? Was ist bisher geschehen in meinem Leben? Was habe ich richtig, was falsch gemacht? Habe ich Anteil an dem Zustand unserer Umwelt? Viele Jahrzehnte waren Arbeit, berufliche Karriere, Urlaub und Vergnügen vorrangig. Vor allem war ich selbst mein Ziel. Meine Karriere, meine Hochzeit, mein Urlaub, mein Verdienst,

Bevor ich zu den sogenannten Erwachsenen zählte, oder zählen wollte, gab es aber schon noch Anderes. Rebellisches, das sich in Proteste gegen die Alten niederschlug.
Gegen den Vietnamkrieg, gegen die Atomversuche im Pazifik, gegen die Apartheit in Südafrika,

Damit unterschied ich mich nicht von vielen anderen Jugendlichen, die mit der Auffassung und dem Leben der Alten nicht einverstanden waren.
Wir fühlten uns gut dabei. Und wenn uns die Alten Undankbarkeit vorhielten, weil es uns ja gut ging, wenn sie sagten sie selbst hätten ja nichts gehabt, es war ja nix da, dann war unsere gängige Antwort: „hättet´s nicht alles zerbombt, dann wär was da g´wesen“. Kein Mitleid. Obwohl Mitleid, oder vielmehr Respekt mit all jenen, die nicht zu allem ja gesagt hatten damals, sondern dagegen waren, angebracht gewesen wäre.
Aber insgesamt war das der große Fehler der vorangegangenen Generationen. Dass sie zwei verheerende Weltkriege ausgelöst hatten. Und der Fehler der nachfolgenden beiden Generationen? Unser Fehler? Wir führen Krieg gegen die Natur. Und wie bei jedem Krieg wird es keine Gewinner geben.
Ein Unterschied aber bleibt: Unsere Großeltern konnten wieder aufbauen, was sie zerstört hatten. Wir und unsere Kinder werden das nicht können. Wir können nur hoffen, dass es bei zwei Grad bleibt und die Opfer nicht zu groß werden.
Und jetzt, in diesen Tagen der Corona-Krise hoffe ich, dass einiges von dem vielen, das uns diese Krise lehrt, hängenbleiben wird. Eines habe ich aber schon vorher gelernt. Man muss dafür sein.
Für Solidarität, für eine gesunde Umwelt, für Mitgefühl, für Verteilungsgerechtigkeit.


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