Lautlos gleiten die fahrerlosen Kleinbusse die
Straße entlang. Am Straßenrand stehen in Abständen von einigen Kilometern kleine
überdachte Bediensäulen. Drückt man einen roten Knopf, bleibt der nächste Bus
stehen und öffnet die Türe. Im Inneren kann man auf einem Touchscreen die
Haltestelle wählen, an der man aussteigen möchte.
Das ist ein Beispiel unserer möglichen
Zukunft. Dazu kommt dann noch die Smart City, E-Health und künstliche
Intelligenz. Das Internet der Dinge.
Zukunftshoffnungen,
die – glaubt man dem
Österreichischen Infrastrukturreport 2020 – ohne das neue 5G-Mobilfunknetz
nicht möglich sein werden. Eine andere Studie besagt, dass bis zum Jahr
2030 bei einem entsprechenden Ausbau von 5G und Breitband 35.000 Arbeitsplätze
entstehen könnten. Das jährliche BIP würde um 32 Milliarden Euro steigen
(gelesen im Kurier).
Ausrollung von 5G ab 2020.
Wie in der Ö1-Sendung Matrix am 11.10. zu
erfahren war, sollen bis Ende 2020 100 Megabitanschlüsse als Voraussetzung für
das schnelle Mobilfunknetz verfügbar sein. Bis Ende 2023 soll es 5G für die
Hauptverkehrsverbindungen geben und bis Ende 2025 für ganz Österreich.
Also alles gut?
Wie so oft bei Neuerungen ist ein klares „Ja“ nur mit
Vorbehalt möglich. Nämlich vorbehaltlich keiner gesundheitlichen Konsequenzen. Matrix gibt zunächst überwiegend beruhigende
Nachrichten betreffend Gesundheit weiter.
Lt. Deutschem Krebsinformationsdienst gilt es
als sicher, dass weder nieder- noch hochfrequente Felder stark genug sind, um
Atome und Moleküle direkt zu verändern. Das schaffen nur UV-Strahlen,
Röntgenstrahlen und Gammastrahlen. Das heißt auch, elektromagnetische Felder
können die Erbinformationszellen nicht so schädigen, dass Krebs entsteht.
Das
gilt für die derzeitigen Mobilfunkfrequenzen und auch für die Frequenzbereiche,
die 5G künftig nutzen wird.
Kann man Grenzwerten trauen?
Und das Österr. Bundesministerium für Verkehr
teilt mit: „Die Strahlenbelastung von 5G wird bestehende Grenzwerte nicht
überschreiten.“ Wobei das mit den Grenzwerten so eine Sache ist. Ich muss an
die Feinstaubgrenzwerte denken, die extrem unterschiedlich zwischen Europa, den
USA und der UNO sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie in Europa bei weitem
zu hoch sind. Rückschlüsse auf 5G-Grenzwerte liegen nahe.
Verringerte Strahlung durch 5G?
Andererseits sollen zwar die Sendeanlagen mehr
werden, nicht aber die Sendemasten. Die Sendeanlagen sollen sehr klein sein,
ähnlich wie Wlan-Modems. Diese können dann in bestehende Anlagen wie Gebäuden,
Ampeln, Lichtsäulen, etc. eingebaut werden. Das bedeutet eine Verdichtung der
Sender, was zur Folge haben soll, dass die Leistungen drastisch runtergehen.
Das wiederum verringert die Strahlung für die Bevölkerung. Wenn das so ist,
kommt 5G mit weit weniger Strahlung aus als der derzeitige Mobilfunk.
Was sagt Umweltmediziner Hans Peter Hutter von
der Med-Uni Wien dazu?
Für ihn ist der Mehrwert von 5G höchst unklar. Zu
erwarten ist die Nutzung von Millimeterwellen (Wellenlänge im Bereich von ein
bis zehn Millimeter). Solche Wellen dringen nicht tief in den Körper ein, aber
sie können in der Haut zu gesundheitsrelevanten Wirkungen führen. Fakt ist,
dass ohne jede Prüfung der biologischen und gesundheitlichen Auswirkungen
erneut eine Technologie flächendeckend installiert wird. Soweit der
Umweltmediziner.
Ein Bruch des europäischen Vorsorgeprinzips.
Eines Prinzips, aufgrund dessen übrigens Glyphosat in der EU verboten werden
soll. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Andererseits - Mobilfunk verbieten ist heute selbstverständlich undenkbar. Zu sehr sind wir abhängig geworden.
Allerdings ist festzuhalten, dass es die
unklare Gesundheitslage schon seit 1G ,2G, 3G und 4G gibt. Wir leben also schon
recht lange mit diesem Risiko. Ist es ein Risiko?
Hutter entkräftet bis zu einem gewissen Grad
sein eigenes Statement: Üblicherweise sind die Werte von Basisstationen und
Antennen – das weiß man aufgrund von Messungen – sehr gering. Bisher wurden
keine Gesundheitsbeeinträchtigungen festgestellt. Dazu muss man aber wissen,
dass es in diesem Bereich kaum Studien gibt. Mediziner raten daher zur
Vorsicht. Wie zum Beispiel auch der Oberste Sanitätsrat (OSR) in Österreich. Er ist das wichtigste Gremium der öffentlichen Gesundheit.
Vorsichtig sein sollte man aber auch gegenüber
Handymastverteuflern. Eine neutrale Beurteilung der Situation können wir allerdings auch von der Gegenseite, den Mobilfunkunternehmen, nicht erwarten.
Expert*innen gehen davon aus, dass die größte
Belastung von den Endgeräten ausgeht. Also das Smartphone, das man sich ans Ohr
hält. Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt einige simple Empfehlungen im
Umgang mit dem Mobiltelefon. Zum Beispiel das Telefon beim Rufaufbau nicht
direkt an den Kopf halten und bei schlechtem Empfang lieber nicht telefonieren.
Eine Freisprecheinrichtung benutzen, denn schon wenige Zentimeter Abstand zum Körper
reduzieren die Strahlenbelastung. Ich füge hinzu: Wenn möglich auf die
Lautsprechereinrichtungen der Smart Phones zurückgreifen.
Fazit: Immer mehr Elektrizität im Auto, im
Haus und im öffentlichen Raum setzen uns unbekannten Gesundheitsrisiken aus. Dazu kommt – auf Wunsch der meisten Menschen wohlgemerkt – WLAN
in allen Lebensbereichen. Diesbezüglich scheint das Mobilfunknetz, ob 4G oder
5G, nur ein unerforschtes Risiko von vielen zu sein. Die meisten von uns können
und wollen sich davon nicht distanzieren.
Es hilft daher wohl nur ein vernünftiger,
sensibler Umgang mit den technischen Errungenschaften, vor allem bei Kindern.
Es wird Zeit, wieder einmal daran zu denken.
Karl Wagner