28 Oktober 2025

Die bessere Hälfte

Eine Ministerin, die von Sonderanstalten phantasiert. Betonpolitiker:innen, die die Absicht, mittels Klimaschutzmaßnahmen eine halbwegs erträgliche Zukunft für die nächsten Generationen zu gewährleisten als Ideologie bezeichnen, ihr eigenes zerstörerisches Wirken aber für rational halten. Der Korruption für schuldig Gesprochene, die es als richtig ansehen, weiterhin ihr Unwesen in der Politik treiben zu dürfen. Eine kasperleske, düstere, narzisstisch-tyrannische Gestalt an der Spitze der immer noch mächtigsten Nation der Welt. Massenmörder, die in Gaza und Ukraine unermessliches Leid anrichten. Weltweit Kriminelle und Verrückte, die an die Macht drängen. Und - was die Demokratien betrifft - Menschen, die verblendet genug sind, sie zu wählen und sich damit fröhlich den Ast absägen, auf dem sie sitzen.
Und rechtsradikale, faschistoide politische Parteien, die ihre Energie aus alldem beziehen.
Ist in unserer Welt noch irgendetwas heil?

In dieser Situation erscheint es fast unmöglich, optimistisch zu sein.
Und doch ist es gerade heute dringend nötig. Allerdings muss Optimismus gelernt sein. Echte Optimisten machen sich über die Realitäten kundig und überlegen dann, was sie daraus innerhalb ihres Einflussbereichs machen können. Aber zurück zur Realität. Die wurde eingangs beschrieben. Ist sie das aber wirklich? Oder ist sie nur die halbe Wahrheit? Gibt es eine andere - bessere - Hälfte? Ja, gibt es. Die Stimmung hebt sich deutlich, wenn der Scheinwerfer auf die hellere Seite umschwenkt. Auf Menschen, Institutionen und Organisationen, die ungeachtet des Zurückbleibens der Politik und ungeachtet des giftigen Einflusses bestimmter Konzerne Leistungen für die Menschheit erbringen.

Da wäre zum Beispiel die Forschung.
Ein riesiges Gebiet mit einer Unzahl an hochinteressanten Zukunftsprojekten. Ich habe mir die TU-Graz herausgegriffen. Sie ist an einem internationalen Forschungsteam beteiligt, das daran arbeitet, lebende Mikroorganismen in Fassadenfarbe für Häuser zu integrieren. Das Projekt "Remedy" soll erreichen, dass in Hausfassaden Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen wie Pilzen oder Algen CO2 speichern, Sauerstoff erzeugen und für eine ständige Remediation (biologische Entgiftung) sorgen. Zitat: "REMEDY wird eine neue Dimension bieten, die es für konventionelle Materialien bisher nicht gab - das Leben. Es wird die Art und Weise verändern, wie wir Materialien wahrnehmen, erleben, verstehen, gestalten, verwenden und umwandeln."

Eine weitere helle Seite unseres Lebens stellen oftmals Gerichte dar.
Immer wieder werden vor Gerichten erfolgreich Rechte und Pflichten seitens Politik und Wirtschaft gegenüber Mensch und Natur eingeklagt. Die NGO ClientEarth, die sich dem Thema Klimaklagen verschrieben hat und deren Newsletter ich erhalte, informierte mich über folgende Begebenheit: Ein Pariser Gericht hat Werbung von TotalEnergies für illegal befunden, da der Öl- und Gaskonzern sich in dieser Werbung als „entscheidender Akteur der Energiewende“ präsentiert und damit Verbraucher*innen in die Irre geführt hat. Das Gericht erklärte die Werbung für rechtswidrig, da sie den Eindruck erwecke, TotalEnergies trage zur Lösung der Klimakrise bei, obwohl das Unternehmen weiterhin fossile Brennstoffe bewirbt und verkauft. ClientEarth hat diesen Fall unterstützt, der 2022 von drei französischen NGOs – Amis de la Terre, Greenpeace France, Notre Affaire à Tous – angestoßen wurde.
Ich kann hier übrigens ein Buch von Roda Verheyen empfehlen. Es heißt "Wir alle haben ein Recht auf Zukunft". Roda Verheyen ist eine erfolgreiche Umweltjuristen. Aufgrund ihrer Klage sah sich Deutschland 2021 gezwungen, sein Klimaschutzgesetz zu verschärfen.

Dann hätten wir da noch die Unternehmen,
von denen viele längst der mutlosen, zurückgebliebenen Politik davongezogen sind. Eines davon, mir selbst bekannt, weil sein Produkt begeistert konsumiert: Österreis. In Österreich, Gerasdorf hergestellt, nicht trausende Kilometer weit transportiert, nicht mit Arsen belastet, kein klimaschädlicher Methanausstoß bei der Produktion, junge Landwirtinnen und Landwirte statt Konzerne, jede Bestellung frisch poliert, was man an der Qualität merkt.

Das Wirken von NGOs
ist ebenfalls aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Aus aktuellem Anlass muss hier Memorial erwähnt werden, die ins Exil gedrängte russische Menschenrechtsorganisation. Der Mut und die Opferbereitschaft ihrer Mitglieder ist unglaublich groß und stellt die Würde des russischen Volkes teils wieder her.
Das positive Wirken von NGOs aus der Zivilgesellschaft heraus äußert sich in zahllosen weiteren NGOs, die all das abdecken, was die Politik verabsäumt und dort heilen, wo Gewissenlosigkeit und Ignoranz verletzen.

Selbstverständlich gibt es noch jede Menge zu schreiben zur besseren Hälfte unseres Lebens. Aber dieser Artikel wir zu lang. Ein anderes Mal mehr.

"Die Welt ist nicht heil, aber heilbar!" 
(Viktor Frankl).







Die bessere Hälfte

Eine Ministerin, die von Sonderanstalten phantasiert. Betonpolitiker:innen, die die Absicht, mittels Klimaschutzmaßnahmen eine halbwegs ertr...